Samstag, März 31, 2007

Alaska - Feuerland (mit Kartenübersicht)

Alaska - Feuerland
Die Panamericana in 8 Monaten / 26.000 km allein mit dem Fahrrad



Zuletzt aktualisiert, korrigiert und überarbeitet am 25.02.2017.
Änderungen im System der Bilddarstellung (siehe unten bei den Bilddateien) machten eine umfangreiche Aktualisierung notwendig.
Die unter den jeweiligen Bilderdarstellungen stehenden Datumsangaben haben nichts mit den Tourdaten zu tun und sind zu ignorieren.  


Mit dem Fahrrad "Auf Tour"

28.Mai 2006 bis 01.März 2007

Inhaltsverzeichnis
Einleitung und Bemerkungen. 

Einige Tage vor dem Start : 76 Zeilen (2 Seiten) + 1 Bild
Kartenübersicht : 5 Bilder
 

Alaska : 73 Zeilen (2 Seiten)
Kanada : 182 Zeilen (4 Seiten)
Bilder (Alaska und Kanada) : 53 Bilder
USA : 197 Zeilen (4 Seiten)
Bilder (USA) : 47 Bilder
Mexiko : 206 Zeilen (4 Seiten)
Bilder (Mexiko) : 80 Bilder
Mittelamerika : 212 Zeilen (4 Seiten) + 1 Bild
Bilder (Mittelamerika) : 92 Bilder
Kolumbien : 70 Zeilen (2 Seiten)
Ecuador : 51 Zeilen (1 Seite)
Bilder (Kolumbien und Ecuador) : 87 Bilder
Peru : 159 Zeilen (3 Seiten)
Bolivien : 51 Zeilen (1 Seite)
Bilder (Peru und Bolivien) : 109 Bilder
Chile : 199 Zeilen (4 Seiten) + 1 Bild
Bilder (Chile) : 82 Bilder
Argentinien : 293 Zeilen (6 Seiten)
Bilder (Argentinien) : 74 Bilder
Nach der Radtour (Argentinien und Chile) : 226 Zeilen (4 Seiten)
Bilder (Nach der Radtour) : 123 Bilder
Schlussbemerkungen : 338 Zeilen (6 Seiten)
Statistische Angaben: 7 Bilder


Gesamt: 2.333 Zeilen (47 Seiten), 759 + 3 Bilder
(Zeilen; das sind alle Zeilen einschließlich Überschriften, Zwischenüberschriftwn, Datumszeilen und Leerzeile) 


Einleitung und Bemerkungen

Das Tagebuch habe ich nach der Tour neu geordnet, dabei einiges verändert und überflüssige Dinge weggelassen. Die folgenden Posts (Kapitel) sind chronologisch geordnet, wobei dem Textpost zu einem Land, die Bilder (hier sind auch manchmal 2 Länder zusammengefasst) folgen. Diese sind mit der Aufnahmenummer, einer Bildunterschrift und dem Aufnahmedatum versehen. Einige Posts am Anfang und am Ende sind Sonderabschnitte und besonders benannt.
Das Tagebuch wird mit "Schlussbemerkungen" abgeschlossen, wo ich auf einige Dinge eingehe, die - so denke ich - auch von (allgemeinem) Interesse sind. Dazu können einige Übersichtstabellen (Allgemeine Angaben zu Streckenlängen, Höhenmetern, Fahrzeiten, Länderübersicht, Übernachtungen, Pannen, Ernährung, Regentage) angeklickt werden.
Man kann das internet-Tagebuch fortlaufend lesen oder auch nur einzelne Kapitel (Posts) unter BLOG-ARCHIV anklicken.

Neben diesem internet-Tagebuch habe ich auch noch ein Tagebuch (107 Seiten) geführt, wo jeder einzelne Tag dokumentiert ist. Hier kann man Details über den Verlauf jedes Tages erfahren. Wer Interesse daran hat, das auch (noch) zu lesen, kann mir eine e-mail schreiben und ich schicke dann den Text (wenn gewünscht auch nur für einzelne Länder) als e-mail-Anlage zurück (ohne Bilder).Ich wünsche allen ungestörten und nicht unterbrochenen Spaß beim Lesen der Texte und Ansehen der Fotos. Nochmals möchte ich mich hier für alle Kommentare (In der Neufassung sind die bereits geschriebenen Kommentare nicht mehr enthalten. Ich hab sie nicht etwa gelöscht, sondern alle kopiert und gesondert für mich abgespeichert - 18 Seiten !), die mir geschrieben und alle e-mails, die an mich geschickt wurden, bedanken. Sie waren eine große moralische Unterstützung für mich. Danke.
In der Neufassung gibt es keine Möglichkeit mehr, Kommentare zu schreiben. Wer sich dennoch äußern oder mir eine Mitteilung zukommen lassen möchte - worüber ich mich freuen würde - kann dies per e-mail tun.
Im Kapitel ÜBER MICH ist eine Möglichkeit gegeben, e-mails zu schreiben: Die Zeile "Mein Profil vollständig anzeigen" einfach anklicken und danach unter Kontakt den Email-Button. Hier findet man auch ein Tagebuch "Radtour 2007" über meine "Sommerfahrt" Hamburg-Dresden.
 

Einige Tage vor dem Start

Dienstag 23.05.2006 :
Aufgeregt bin ich nicht, aber irgendwie hab ich fast ein bisschen Angst vor meiner Courage. Am Sonntag geht es los. 9 Monate unterwegs ! Am 1. März 2007, einem Donnerstag (!), hoffe ich, wieder in Dresden zu sein.
Für das Rad waren noch einige Investitionen nötig und jetzt ist es im zerlegten Zustand in einer stabilen Pappkiste, die genau den Forderungen der Fluggesellschaft (Summe der Kantenmaße für Sperrgepäck nicht mehr als 80" = 2,03 m - bei 90 $ Zusatzkosten) entspricht. Hat schon mal jemand versucht, ein Sportrad auf diese Maße "zusammenzupressen" ?! Werde in Anchorage sicher einen Tag benötigen, um das Rad wieder fahrbar und verkehrssicher zusammenzubauen. Auch die anderen zwei Gepäckstücke (Summe der Kantenmaße nicht mehr als 62" = 1,58 m) sind mit 4 Packtaschen, Zelt, Schlafsack und Isomatte gefüllt. Dabei bleibe ich aber wesentlich unter dem Höchstgewicht von 2 x 23 kg, denn soviel will ich nicht mitschleppen und begnüge mich mit insgesamt 25 kg. Abholung vom Flugplatz wurde vom Youth-Hostel zugesichert.

Melde mich dann wieder mit meiner ersten Tournachricht aus Anchorage und berichte von unterwegs mehr oder weniger regelmäßig über meine Fahrt. Internetanschlüsse sind wohl in Youth-Hostels, Bibliotheken und internet-Cafés gegeben, so dass es nicht schwer sein sollte, ein paar Informationen ins Netz zu stellen. Und mit ein paar Bildern hoffe ich, die Texte interessanter machen zu können.
Noch in Dresden grüßt euch Peter.

P.S.: am 26. Mai starten drei Studenten aus Berlin in Fairbanks und haben das gleich Ziel wie ich. Ob ich die wohl unterwegs mal treffe ?


Hier schon mal der Tourverlauf und die dazugehörigen Karten :
Alaska - Kanada - U.S.A. - Mexiko - Guatemala - El Salvador - Honduras - Nikaragua - Costa Rica - Panama - (mit dem Flugzeug nach) Kolumbien - Ecuador - Peru - Bolivien - Chile - Argentinien - Chile (Feuerland) - Argentinien (Feuerland)

Statistische Angaben zu "Auf Tour" siehe unter Schlussbemerkungen


Kartenübersicht "Auf Tour"

Zum Betrachten der Übersichtskarte und der Detailkarten auf obiges Bild mit der linken Maustaste klicken. Es erscheinen alle Karten. Sie können zur Vergrößerung einzeln angeklickt, angesehen und oben rechts gezoomt werden. Die Beschriftung und Details zu der jeweiligen Karte erhält man in einem weißen Feld auf der rechten Seite oder wenn man oben rechts auf i klickt. 

Mit linker Maustaste und Pfeile rechts/links auf dem Bildschirm kann man die nächste/vorherige Karte betrachten.  

Zum Text des internet-Tagebuchs zurück kommt man mit rechter Maustaste und Pfeil links klicken.

Freitag, März 30, 2007

Alaska

Alaska
 
Ankunft in Anchorage
Montag, 29.Mai 2006
Bei mir in Anchorage, wo ich heute nach Orstzeit 20.00 Uhr ankam, ist es jetzt 22.45 Uhr (in Deutschland 10 Stunden spaeter), so dass ich 2 Naechte nicht geschlafen habe. Ich will mich deshalb kurz fassen.
Das Abenteuer begann schon mal gut. In Frankfurt platzte mir beim Ausladen meiner Pakete aus dem Zug die Hose im Schritt. Na, das war ein toller Anfang, aber auf dem Bahnhof fand ich am naechsten Morgen eine Reinigung/Ausbesserungsschneiderei, wo ich Nadel und Faden bekam und mir in der Umkleidekabine die Hose reparieren konnte.
Flug und Einreisekontrolle verliefen ohne Probleme und sowohl in Atlanta als auch in Anchorage waren die 3 Kisten komplett und unbeanstandet. Taxi brachte mich zum Youth-Hostel. Der Flug von Atlanta nach Anchorage ging zuerst ueber den Mittelwesten. Die Sicht auf die weiten Waelder Kanadas und die schneebedeckten Rockies war phantastisch.
Werde sicher unterwegs oefter zelten, denn YH kostet 22 $ pro Nacht und das geht mit der Zeit ins Geld.
Das Wetter ist hier ausgezeichnet (Sonne, 18-20°C, kaum Wind)
 

Regen kurz vor dem Start
Dienstag 30.05.2006 / Mittwoch 31.05.2006:

Das Rad war schnell wieder zusammengebaut; alles i.O. bis auf den Dynamo. Er hat einen unbehebbaren mechanischen Schaden beim Transport erlitten und hier gibt es keine (auch nicht in einem sonst erstklassigen Spezialgeschaeft). "In Anchorage scheint jetzt 19 Stunden die Sonne", so die Entgegnung im Fahrradladen. In Mittelamerika werde ich mich hueten, bei Dunkelheit zu fahren und im Sueden ist es dann wieder hell. Bei der Suche habe ich wenigstens ein bisschen von Anchorage gesehen, was aber kaum Sehenswertes bietet.
Nachdem gestern ein angenehmer Sonnentag war, regnet es heute permanent. Alle Lebensmitteleinkaeufe sind getaetigt und Benzin fuer den Kocher ist getankt (es ist schon schwierig hier 0,15 Galonnen, etwa 0,5 l fuer 47 Cent an der Tankstelle zu bekommen). Im Youth-Hostel hab ich dem Leiter, Jasou, einem geborenem Kambodschaner, ein bisschen geholfen und heute gibt es noch ein Abschiedsessen. Wir werden sehen, wann ich die naechste Tagebucheintragung vornehmen kann.


Es wird ernst - die Tour beginnt

Donnerstag 01.06.2006 bis Mittwoch 07.06.2006
An dem Schnitt von weniger als 15 km /h sieht man deutlich dass es nicht so leicht vorwärts geht. Ja, es ist etwas anderes zu Hause (am "grünen Tisch") die Tagesabschnitte festzulegen, als sie dann in den grünen Wäldern Alaskas und Kanadas in die Praxis umzusetzen. Müdigkeit von der Zeitumstellung, kalter Wind und Regen in den ersten Tagen, dazu (fast ständig) Gegenwind (dabei soll der Wind eigentlich von Nord nach Süd wehen), das nicht zu unterschätzende Gewicht des Gepäcks und als Hauptfaktor die Steigungen (ich will noch nicht sagen Berge), die keinen Rhythmus aufkommen lassen, sind die Gründe, dass das Fahren nicht immer ein Vergnügen ist. Und man ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Die herrliche Landschaft entschädigt zwar, aber mit der Zeit hat man sich daran satt gesehen.Am dritten Tag war ich zweimal von Regen und Schwitzen vollkommen durchgeweicht. Einen Tag spaeter war nach 3 Stunden Schluss. Eine "Cabin" gemietet, die Sachen gewaschen und getrocknet. Nach 13 Stunden Schlaf (damit war der Zeitunterschied vollstaendig ueberwunden) sah die Welt wieder besser aus.
Uebrigens kurz vor der Grenze nach Kanada traf ich Frank, einen deutschen Radfahrer aus Schwaebisch-Hall, der durch Kanada gefahren war und von Anchorage zurueckfliegt. Nach einem 3-monatigen Aufenthalt in Deutschland, will er seine Weltumradelung in Japan fortsetzen - auch so kommt man um die Welt. Er sagte mir, dass er unterwegs 2 x 2 Radreisende getroffen hat , die ebenfalls nach Patagonien wollen. Alaska - Patagonien scheint INN zu sein.

Statistik:
692 km (+ 33 km), 3.420 Hm, 47:56 Std./63:00 Std.
5 ½ Fahrtage, 2 ½ Ruhetag, 2 Tage fuer Anfahrt
121 km/Tag, 14,4 km/Std., 589 Hm/Tag, 494 Hm/100 km

Tourverlauf:Anchorage - Glenn Highway bis Glennallen (1) - Tok Cutoff bis Tok (1) - Alaska Highway (1) zur kanadisch/US-amerikanischen Grenze und weiter nach Whitehorse (Kanada).
Fotos nach Kanada

Donnerstag, März 29, 2007

Kanada

Kanada

Erste Eindruecke

Mittwoch 07.06.2006 bis Freitag 09.06.2006
Grenzuebertritt war am Mittwoch früh, nachdem ich 24 km vor der Grenze am "Strassenrand" noch einmal in den USA gezeltet hatte.
Auch hier weht der Wind (unerwartet) immer von vorn. Das Auf und Ab nervt, ebenso Berge und Paesse, die noch folgen. Die Strassen sind schlechter als in Alaska (grober rauer Asphalt mit Rissen und Loechern und zahlreichen Wellen).
Heute (nach ca. 900 km) hab ich einen Ruhetag eingelegt, den ich zum Erholen, zur Radinspektion und -reinigung (einige Passagen durch aufgeschlaemmte Strassenabschnitte "under construction") und zum kostenlosen Schreiben am Computer eines Hotels nutze. Ich weiss nicht, ob die ersten 1.000 km genuegen, um mich einzufahren, vielleicht noch mal 1.000 km, aber dann bin ich immer noch in Kanada. Fuer meine reichlichen Reservetage auf der gesamten Tour hab ich optional einige zusaetzliche Abschnitte eingeplant, um dies und das zu besichtigen. Diese Optionen kann ich weglassen, wenn es mir "schlecht gehen" sollte bzw. ich im Zeitverzug bin. Es laesst sich zwar sehr schwer an, aber nach 8 Tagen ist noch "alles drin" und ich bin zuversichtlich, wenn auch manchen Abend "down".
Also liebe Leser, hofft weiter auf optimistische Berichte. Das hier ist kein pessimistischer, nur ein Lagebericht.
Am Montag bin ich in Whitehorse. Ob ich spaeter den Jasper-NP und Banff-NP besuchen werde (zusaetzliche Strecke von etwa 1.000 km), entscheide ich nach Form und Zeitplan.
Noch einmal das Fazit: Es ist ein Erlebnis, aber ein sehr, sehr anstrengendes.

Fuer alle, die mir einen Kommentar geschrieben oder eine e-mail geschickt haben, vielen Dank. Bitte versteht, dass ich nicht auf jede Nachricht einzeln eingehen kann. Und bitte entschuldigt, wenn ich lange nichts habe von mir hoeren lassen und ihr vielleicht mal umsonst nachgesehen habt, ob wieder etwas "von mir drinsteht."

Fußbeschwerden. Heiße Sonne. Andere Radfahrer
Samstag 10.06.2006 bis Montag 19.06.2006
Wenn ich auch nur einige Minuten am Computer Zeit habe, moechte ich mich wieder einmal melden. Ich bin heute in Dease Lake, wo ich allerdings nur bis 12 Uhr den Computer in einem College benutzen kann.
Ganz kurz zu meinen Stationen und meinem Zustand sowie den zahlreichen Begegnungen (mit Radfahrern).
Nachdem ich die US-amerik./kanadische Grenze ueberschritten und waehrend eines Ruhetages den letzten Bericht geschrieben hatte, fuhr ich weiter ueber Haines Junction auf dem Alaska-Highway. In Haines Junction bekam ich am Sonntag in einer Kirche gerade noch einen Teil der Musikfestpiele mit, die dort am Wochenende stattgefunden hatten. Mit einer Zwischenstation ging es dann nach Whithorse. Hier musste ich einen Tag Zwangspause einlegen, weil ich auf der linken Fusssohle eine 2-Euro-Muenzen grosse Blase/Eiterblase hatte, was unheimlich schmerzte. Arztkosten fuer Konsultation und Beseitigung 50 CAD sowie noch mal 35 CAD fuer Medizin.
Es ist zwar heute noch nicht ausgestanden und tut immer noch weh (vor allem beim Laufen), aber ich kann Radfahren (besser als Laufen). Haette nie gedacht, dass die Sonne in diesen Breitengraden so heiss sein kann. In den letzten Tagen war gutes Wetter und es rollt allmaehlich besser.
In Whithorse auf dem Zeltplatz traf ich Rico und Sandra ein Paerchen aus Freiberg, die auch mit Kanu und Fahrrad unterwegs waren und gerade ihre Tour beendeten. Sie sind das zehnte mal in Kanada und wollen demnaechst in dieses Land auswandern. Wir feierten erst beim Chinesen mit ausgiebigem Essen und dann bei einem grossen Krug Bier ihren Abschied (und mein gutes Weiterkommen).
Zwei Tage spaeter traf ich abends auf einem "wilden" Zeltplatz (einer groessen Waldwiese ohne Baeren) Sylvain, einen Franzosen, und Quinn, einen Amerikaner, die sich auch erst vor zwei Tagen begegnet waren. Sylvain will irgendwo in den USA aufhoeren, Quinn - fast auf dem gleichen Wege und in der gleichen Zeit wie ich - nach Feuerland fahren. Waere eigentlich ideal mit ihm weiterzufahren, aber am naechsten Tag merke ich, dass beide - vor allem am Berg - mir weit ueberlegen sind. Wir fahren nur ein Stueck zusammen, weil ich sie nicht aufhalten will. Und gestern erfahre ich von einem Autofahrerehepaar (Deutsche in Vancouver lebend), die kurz anhalten und mir auch Verpflegung anbieten, dass sie hinter mir sind. Ich bin sicher, wie treffen uns wieder.
Heut frueh traf ich zwei Schweizer Radfahrer, die von Vancouver nach Anchorage unterwegs sind. Frank, der Weltreisende aus Schwaebisch Hall, den ich im letzten Bericht erwaehnte - hat mir ja schon einen Kommentar geschrieben. Sind die nicht alle verrueckt, solche Touren zu machen ??
Die Berge sind genau noch so steil und anstrengend, das Gepaeck ist nicht leichter, der Gegenwind immer wieder zum Verzweifeln und heute steht mir noch eine Passueberquerung (zwar nur 1.241 m ü.n.N., aber soll nach Aussagen der Schweizer sehr steil sein) bevor. Die Tour ist also nicht weniger hart als zu Beginn geschildert, allerdings mit fast 2.000 km hab ich schon ein bisschen mehr Training. Ich muss kleinere Broetchen backen, als ich mir vorgestellt hatte. Die schoene Landschaft entschaedigt fuer Manches und das Erlebnis dieser Radtour ist vielleicht die groesste Motivation. Fuer die Berge der Anden muss ich meine Uebersetzungsverhaeltnisse der Schaltung anders gestalten. (Alle, die ich traf, uebersetzen viel kleiner und fahren dadurch die Berge mit weniger Anstrengung hinauf).
Ich werde auch meine Strecke etwas aendern, aber darueber weiter unten.

Es rollt. Bären. Salmon Gletscher. Fähre. VANCOUVER. Tänzerin Marico. Victoria.
 
Dienstag 19.06.2006 bis Dienstag 04.07.2006
Um ehrlich zu sein, der Tag an dem ich hier die letzte Eintragung vornahm (19.06.2006), war der erste Tag, an dem ich die leise Hoffnung hatte, dass ich die Tour tatsaechlich schaffen kann. Die ersten 18 Tage zweifelte ich daran. Am 25. Tag (25.06.) rollte es dann auch richtig gut (das erste mal seit Anchorage über 18 km/h), so, wie ich es mir vorgestellt hatte und in den letzten Tagen fand ich meine Form wieder, so dass ich heute an eine erfolgreiche Beendigung meiner "Wahnsinnstour" - wie sie manche bezeichnen - glaube. Dabei koennen aber noch viele unvorhersehbare Dinge eintreten, die ich nicht beeinflussen kann, so dass ich erst am 28. Februar 2007 von einer erfolgreichen Fahrt sprechen (oder nicht sprechen) kann.
Nun der Reihe nach zu einigen Erlebnissen, die einen immer wieder aufbauen und so eine Fahrt einmalig werden lassen.
Am 19.06. fahr ich einen Pass hinauf, aber da es gleichmaessig steigt, faellt es nicht so schwer, wenn man sich mental auf einen langen Anstieg eingestellt hat. Und dann die Abfahrt. Durch eine herrliche Gegend geht es in die "Stikine River Recreation Area" (Provincial Park) und da sehe ich meine ersten Baeren. 30, 40 m von mir entfernt frisst friedlich ein Grizzly mit 2 aelteren Jungen (sie bleiben 2-3 Jahre bei der Mutter), beachtet uns nicht (inzwischen haben drei Autos angehalten) und laesst sich fotografieren und filmen. Auf dem Highway treffe ich in den naechsten Tagen noch auf weitere 9 Baeren (ein Schwarzbaer und ein Braunbaer mit mit je 2 Jungtieren und 3 Singels).
Nach einem Ruhetag, den ich wirklich noetig hatte, auf einem Zeltplatz, in einer Traumgegend treffe ich am naechsten Morgen Quinn aus Wisconsin (geboren am Freitag, 13. Januar 1984 - waere das nicht eine Ehreneulenmitgliedschaft wert ?) und Sylvain wieder. Als internationales Team fahren wir nun ein Stueck gemeinsam, suchen uns am Abend einen "wilden" Zeltplatz, kochen, unterhalten uns. Einen Tag spaeter beschliessen wir, Raeder und Zelte stehen zu lassen und 64 km in eine "Sackgasse" nach Stewart (Kanada)/Hyder (USA) zu trampen. Das ist im Juli ein Touristenanziehungspunkt, weil man dort Baeren mit ihren Jungen beim Lachsfischen beobachten kann. Jetzt leider noch nicht. Aber wir haben ein anderes Erlebnis. Beim Zuruecktrampen - es ist inzwischen 19 Uhr - laedt uns Steve ein und fragt, ob wir denn am Salmon-Gletscher waren (fuenftgroesster Gletscher Nordamerikas). "Nein", unsere Antwort. "Dann fahren wir jetzt hin." Es sind 30 km. Und der Anblick des Gletschers macht uns diesen Tag noch zu einem Erlebnis. Als wir zurueck in Stewart sind - es ist inzwischen 21 Uhr - und er begreift, dass wir ja unsere Raeder und Zelte an der 64 km entfernten "Meziadin Junction" stationiert haben, gibt es nur eines: wir schlafen in seinem Haus (er ist aus Massachusetts, begeisterter Angler und haelt sich in seinem Haus hier nur 6 Wochen pro Jahr auf). Als es am naechsten Morgen in Stroemen regnet, faehrt er uns auch noch die 64 km zu unseren Zelten zurueck. An diesem Tag trenne ich mich von Sylvain und Quinn, weil sie einen anderen Weg nach Vancouver nehmen als ich und schon am gleichen Nachmittag weiterfahren, während ich erst noch Reifen flicke. Ich fahr dann bei staendigem Gegenwind zur Kueste (Prince Rupert) und von dort mit der Faehre zur Nordspitze von Vancouver Island nach Port Hardy. Mit Quinn will ich mich in den USA an der Westkueste oder in Mexiko wieder treffen und dann wollen wir vielleicht gemeinsam weiterfahren (wenn er mich, der sein Grossvater sein koennte, als Partner akzeptiert) und unseren Geburtstag in Chile zusammenn feiern. Auf der Faehre von Prince Rupert nach Port Hardy (18 Stunden) treffe ich Kristy, ein junges Maedchen aus Vancouver, die auch auf einer Radtour ist und ein paar andere Radfahrer aus England. Die Schiffsfahrt ist ein einmaliges Erlebnis. Malerische Kueste mit Bergen und engen Kanaldurchfahrten, Wal- und Delphinbeobachtungen, extrem abgelegene Ansiedlungen - einfach phantastisch.
Mit Kristy radle ich gemeinsam auf Vancouver Island. Sie faehrt an diesem Tag nur 40 km mit mir, weil sie Freunde besuchen will und ich unbedingt weiter moechte. Es rollt bei mir ausgezeichnet und ich fahre 177 km, davon 50 km auf Schotter. Es geht also doch noch. Ich bin happy.
Am 1. Juli ist Canada-Day (Nationalfeiertag). Viel Fahnenschmuck und Feiertagsstimmung. Interessant ist ein Wettbewerb von Holzbildhauern zur Herstellung grosser Holzskulpturen ("carving contest"), der viele Zuschauer anzieht.
Der naechste Tag sieht mich wieder auf der Faehre nach Horseshoe-Bay 40 km noerdlich von Vancouver. Ich fahr diese kurze Strecke noch und richte mich auf einem RV-Park (Parkplatz fuer grosse - Trailer - busaehnliche Ferienfahrzeuge fuer eine Familie), wo man auch sein Zelt aufstellen kann, "zeltlich" ein. Es ist warm, ein Swimming-Pool reizt und ein warmer Whirlpool. Man muss sich ja auch mal erholen.
Ueber die Lions Gate Bridge in den historischen und wunderbaren Stanley-Park, die Besichtigung Vancouvers von oben (TV-Tower) und eine Fahrt durch down-town Vancouver machen auch diesen Tag zu einem Hoehepunkt. Schliesslich fahr ich noch 50 km bis zur naechsten Faehre, um am naechsten Morgen wieder nach Vancouver Island ueberzusetzen und Victoria - eine wunderbare Stadt, die Hauptstadt von British Columbia - zu besuchen.
Auf der Faehre treffe ich Mariko ein junge Frau von etwa 25 Jahren (irisch/japanische Eltern, die im August 2006 mit dem Tandem durch Irland radeln wollen). Sie ist Tanzlehrerin und kam von einem Workshop in Vancouver. Von unserem Anlandeplatz sind es noch 40 km bis Victoria und wir beschliessen, diese Strecke gemeinsam zu radeln, obwohl sie erst mit dem Bus fahren wollte. Nach einer Information in einem Touristeninformationszentrum (hier arbeiten nur sog. Volonteers - Rentner auf unbezahlter Basis - u.a. Erika, eine deutsche Frau aus Hannover, die in Kanada lebt) benutzen wir einen herrlichen Radweg und koennen den befahrenen Highway meiden. Die Uebernachtung in Victoria ist auch geklaert. Ich schlaf bei ihr (Mariko). Bei IHR, das ist eine Wohngemeinschaft von 9 jungen Leuten (Fahrradtaxifahrer, Lehrer, Studenten, Erzieher, die ein Heim fuer Waisenkinder demnaechst eroeffnen) und ich kann mein Zelt zur Uebernachtung im Garten aufschlagen. Ich als alter Opa werde von diesen jungen Leuten voll akzeptiert und integriert. Als mir Mariko einige Sehenswuerdigkeiten der Stadt zeigt, besichtigen wir auch eine Kirche und ploetzlich erklingt eine glockenklare Stimme, das "Ave Maria" singend. Es war Mariko, die diesen Raum damit erfuellte. Wunderbar.
Vom 1.-9. Juli ist in Vicotria ein interkulturelles Musikfestival, da gehen wir natuerlich am Abend hin. Es tritt dort auch eine Tanz- und Gesangsgruppe aus Ruanda (wozu ich durch meinen Aufenthalt dort noch eine besondere Beziehung habe) auf, die begeistert gefeiert wird. Wir lauschen einem Rapper aus Somalia, eine Art von Musik, die mich nie von Stuhl gerissen hat, begeistert mich hier und trotz abendlicher Kaelte wird einem warm. Als mich Mariko danach noch zu einer Singegruppe mitnimmt (wenn fuer diese Art des Singens auch ein gewisses Gewoehnungsbeduerfnis erforderlich war - jeder sang gleichzeitig mit den anderen irgend etwas Eigenes, so kam es mir zumindest vor) war der Aufenthalt in dieser Gemeinschaft etwas Aussergewoehnliches. Am naechsten Morgen packe ich zeitig mein Zelt ein und wir verabschieden uns ganz herzlich. Hier lernte ich eine Gemeinschaft kennen - uebrigens alle irgendein Musikinstrument spielend -, die sich wohltuend von der uebrigen Gesellschaft, die mit fetten Wohnmobilen durch's Land kutscht, abhob. Natuerlich bleiben wir in e-mail-Kontakt.
Von Victoria fahr ich mit der Faehre direkt nach Port Angeles im Staate Washington der U.S.A.
Statistik :
Kanada: 2.554 km (+ 67 km), 9.120 Hm, 160:55 Std. (220:25 Std.);
19 ½ Tage, 7 ½ Ruhetage,
1 Schifffahrtstag;
132 km/Tag, 15,9 km/Std; 477 Hm/Tag, 354 Hm/100 km


Tourverlauf :
Alaska Highway (1), Grenze Alaska/Kanada ueber Whitehorse (Kanada) bis Upper Liard - Abzweig auf den Stewart-Cassier-Highway (37) bis Kitwanga - Highway (16) nach Westen weiter zum Pazifik bis Prince Rupert. Faehre nach Port Hardy (Vancouver Island). Auf Vancouver Island Highway (19) ueber Woss - Golden River (NS) durch den Strathcona Provincial Park (28) nach Nainoma - Faehre nach Horseshoe-Bay - VANCOUVER - Faehre von Tsawwassen nach Swartz Bay - Victoria - Faehre nach Port Angeles (USA).

Mittwoch, März 28, 2007

Bilder (Alaska und Kanada)

Bilder (Alaska und Kanada)
Alaska und Kanada

Zum Betrachten der Bilder "Alaska und Kanada" auf obiges Bild mit der linken Maustaste klicken. Es erscheinen alle Bilder. 

Sie können zur Vergrößerung einzeln angeklickt, angesehen und oben rechts mit dem entsprechendem Button gezoomt werden. Die Beschriftung erscheint klein am unteren Rand. Details zu dem jeweiligen Bild erhält man in einem weißen Feld auf der rechten Seite oder wenn man oben rechts auf i klickt.
Man kann die Bilder auch als "Diashow" (Button "weitere Optionen :" rechts oben über den Bildern) - ebenfalls im Großformat, aber ohne Beschriftung - ansehen. 

Zum Text des internet-Tagbuchs zurück kommt man mit rechter Maustaste und Pfeil links klicken.

Dienstag, März 27, 2007

USA

USA


Ende der Fußball-WM in Deutschland.
Mittwoch 05. Juli bis Montag 10. Juli 2006
Bei der Faehrueberfahrt treffe ich schon wieder auf deutsche Radfahrer. Ein Paerchen aus einem kleinen Ort bei Muenchen, Markus und Marlies Strobl will drei Tage durch den Olympic-Park im Staate Washington radeln. Sie bieten an, ein Bild von mir aufzunehmen und es an meine Frau zu schicken. Wir fachsimpeln noch ein bisschen, trennen uns dann aber in Port Angeles, weil sie erst noch in die Stadt muessen und ich gleich weiter will.
Entlang und durch den Regenwald fahr ich an der Westkueste. Heute regnet es noch nicht, aber am zweiten Tag ziehen frueh einige Regenwolken vom Pazifik heran. Danach scheint die Sonne und an den naechsten zwei Tagen "runkst der Planet", was das Zeug haelt. Ich messe 36,8°C und trage am Samstag Handschuhe und ein langaermeliges Trikot, um mir die Arme nicht zu verbrennen. An diesen Tagen begleitet micht meist ein leichter Rueckenwind und ich lege in drei Tagen 480 km zurueck. Am Samstag erlebe ich in einem Restaurant beim Mittagessen die Originaluebertragung vom kleinen WM-Finale Deutschland - Portugal und am Sonntag sehe ich um die Mittagszeit in Portland das WM-Endspiel. Ueber die Tour de France bin ich durch die Zeitung gut informiert und weiss, wer z.Zt. "Gelb" traegt. Also die Amerikaner haben es doch drauf, mehr als nur ihre populaeren Sportarten den Zuschauern zu bieten. Danke. Am Sonntag waren in Portland mehr als 8.000 Fussball-(hier: Soccer-)Fans (zum grossen Teil hier lebende Italiener) auf dem Pioneer Courthouse Square vor einem Riesen TV-Schirm, um den Sieg Italiens zu feiern.
Nach zweitaegiger guter Betreuung bei Barbara und Bonnie in Portland geht es morgen, am Dienstag, weiter Richtung San Franzisco, von wo ich mich wieder melden werde.Also liebe Freunde, Verwandte, Bekannte, Interessierte, es waere schon schoen, auch mal einen Kommentar von euch zu lesen (oder eine e-mail zu erhalten). Er (sie) muss sich ja nicht unbedingt auf meine Tour beziehen. Aber eine Verbindung zur Heimat tut doch ganz gut. Für die, die mir schon geschrieben haben - Danke.


Küstenstraße. Begegnungen. Redwoods. San Franzisco.
Dienstag 11. Juli 2006 bis Donnerstag 20. Juli 2006
Es laeuft nach den zwei Tagen Radfahrabstinenz wieder richtig gut und ich lege bei guten Bedingungen meine bisher laengste Tagesstrecke (182 km) zurueck. In Newport am Pazifik werde ich von den Nachbarn unserer Verwandten (die im Urlaub sind) fuer eine Nacht aufgenommen und lerne hier auch mal das "andere Amerika" kennen. Eine politisch engagierte Frau (55), Lehrerin fuer behinderte Kinder, die sich an Friedens- und Anti-Bush-Aktionen beteiligt, die Petitionen verfasst und den Irakkrieg verurteilt. Sie "sieht politisch durch", was den wenigsten Amerikanern eigen ist. Sie ist auch erfreut, jemand aus dem ehemaligen Ostblock bzw. anderen Deutschland kennenzulernen und zieht ihre zwei Soehne hinzu, damit ich ihnen etwas ueber unsere Verhaeltnisse vor und nach der Wende erzaehle (ja, sie kannte sogar die DDR). Es war erfrischend, sich mit ihr zu unterhalten.

Der naechste Tag ist von anhaltendem Nieseldauerregen gekennzeichnet, der mich spaet losfahren laesst. Die Regenkleidung muss ich den ganzen Tag tragen und abends auf dem Campground treffe ich einen Hiker (Wanderer; der an der Kueste entlangwandert) und einen Biker, die beide ebenso vom schlechten Wetter betroffen waren, wie ich.
Die Campground-Gebuehr ist fuer Hiker/Biker auf den amerikanischen staatlichen Statepark-Campingplaetzen recht guenstig und betraegt 3 $ pro Nacht und Zelt (meist einschliesslich warmer Dusche) (in Kanada hatte ich - wenn es nicht kostenfrei war - bis 22 CAD bezahlt; 1 € = 1,39 CAD).

Wieder Begegnungen:
Eine Truppe von 20 Radfahrern aus Texas (ich treffe am Abend nur auf die kleine Nachhut von 3 Fahrern, 2 Betreuern und zwei Betreuerautos, als sie eine Pause machen und sich am Strassenrand etwas Kraftnahrung einverleiben) fahren mit Rennraedern von Texas nach Alaska - also eine USA-Durchquerung von Sued nach Nord. Als ich sie mein Rad hochheben lasse, meinen sie, darauf wuerden sie verzichten, mit dem Gepaeck solch eine Radtour zu machen.

Gepaeck 33 kg (Zelt, Schlafsack, Schlafmatte, Zeltunterlegplane, div. Rad-, Regen- und Reise-Kleidung für warme und kalte Tage, Werkzeug und Ersatzteile, Kocher, Lebensmittel, Waschzeug, Medizinartikel, Karten- und anderes Tourmaterial)
Wasser je nach Bedarf (bis jetzt 2,5 l, kann in den heissen Gebieten bis 5 l steigen)

Fahrrad 16 kgAm Freitag bin ich auf einem privaten Zeltplatz (auch nur 5 $), werde dort von einer Familie gleich gut eingewiesen und bekomme ein kaltes (!) Bier angeboten, was ich nicht ablehne. Da selbst eifriger Radfahrer, weiss der Mann, wonach einem nach so einer anstrengenden Fahrt geluestet. Die Kinder helfen mir gleich beim Zeltaufbau.
Solche Begegnungen sind aber eher selten, da die Familien sich auf ihren Stellplaetzen meist in ihre Zelte oder die fahrbaren Wohnungen zurueckziehen.

Am naechsten Tag treffe ich Rik, der sich mit einem Mountain-Bike und 55 kg (!) Gepaeck, davon ein Teil auf dem Ruecken, ebenso wie ich eine nicht enden wollende Steigung des Redwood-Highway hinaufquaelt. Wir bleiben diesen Tag zusammen, trennen uns dann aber, da ich noch ein Stueck weiterfahren moechte. Die Fahrt durch die Redwoods, die mir mehr als zwei Tage Begleiter sind, ist schon ein beeindruckendes Erlebnis. Die hohen - ja man moechte sagen - stolzen Baeume, die bis zu hundert Meter hoch werden koennen, sind mehrere hundert Jahren alt. Ich fand auf der "Avenue of the Giants" (Strasse der Giganten - und hier uebertreiben die Amerikaner mal ausnahmsweise nicht) - einer Variante des ohnehin schon grossartigen Redwood-Highways - einen Baum mit 22 m Umfang (7 m Durchmesser), sicher nicht der dickste.

Welche interessante Begegnungen hatte ich noch ?
- eine Schueler-/Studentengruppe von 20 Radfahrern (alle mit Gepaeck und guten Renn- und Sportraedern, sie wollen auch nach S.F.) ueberholt mich mit einer flotten 25 (25 km/h) und ich kann ihnen nur kurzzeitig folgen, ehe ich wieder mit 18-20 km/h "dahinduemple".
- einen ausgewanderten Schweizer, der in Suedkalifornien lebt und mit seinem Liegerad im Auto mal in diese, mal in jene Gegend der USA faehrt und dort ausgedehnte Radtouren unternnimmt.
- noch einen (nicht ausgewanderten) Schweizer, der nach Mexiko will und auch von Anchorage kommt
- ein franzoesisches Lehrerehepaar, die in Chikago Deutsch und Franzoesisch unterrichten und fast jedes Jahr im Sommer, wenn es in C. zu warm ist, an der Kueste entlangradeln.
- Radelnde Mutter und Tochter, die mit ihren Raedern an mir vorbeiziehen, aber denen ich zu Mittag wieder begegne.

Amerika ist auch nicht radfahrerunfreundlich.
Verkehrsschilder weisen die Autofahrer immer wieder darauf hin, auf die Radfahrer zu achten (z.B.wenn der Randstreifen - shoulder - zu schmal ist oder bei anderen vom Ueblichen abweichenden Verkehrs- oder Strassenbedingungen).
Am Montag rauben mir zwei Anstiege hintereinander von 0 auf 500 m und 0 auf 300 m den letzten Nerv. Die sehr kurvenreichen Steigungen hoeren einfach nicht auf. Hinter der naechsten Kurve geht es noch mal hoch und noch mal. Jede Steigung hat ein Ende und etwas entschaedigt dann die lange kurvenreiche Abfahrt, die nur hin und wieder den Einsatz der (guten) Bremsen erforderlich macht.....
Ein Lohn fuer diese zwei muehevollen Anstiege ist jetzt die Fahrt auf dem Highway 1 (der Highway 101, den ich seit Port Angeles nach der Faehrueberfahrt von Kanada - siehe dort - befahren hatte, geht zwar weiter nach S.F. ist auch etwas kuerzer, aber teilweise ein fuer Radfahrer verbotener Freeway) - dem Shoreline Highway, der landschaftlich wunderschönen Kuestenstrasse.
Mehrere Tage fahre ich mehr oder weniger nahe an der Kueste entlang, sehe und hoere neben oder tief unter mir die Wellen heranrollen, beobachte ihr Spiel mit den unzaehligen grossen Felsen, die wie von "Gottes Hand" dort verstreut hingesetzt wurden. Ein immer wieder wundervoller, ja auch lieblicher oder auch wilder Anblick. Das ist das Faszinierende an der Kuestenstrasse. Dabei kann ich froh sein, dass ich nur an einem Tag (in einem nicht so aufregenden Stueck) frueh Nebel hatte. Der kalte Labradorstrom, der bis hierhin reicht und die warme Luft sind sonst die Ursachen fuer diese Nebel. Und 1998 bei meiner Radtour konnte ich wegen des Nebels oft nichts von der Kueste sehen.

Der Tag, an dem in San Franzisko eintreffe, beschert mir noch zwei besondere Erlebnisse.
Am fruehen Morgen stolziert ganz unbekuemmert eine Rehfamilie ueber den Zeltplatz.
Am Abend erwischt mich eine Highway-Patrol auf dem Freeway (das entspricht unserer Autobahn) und ich muss sofort runter, d.h. aber in diesem Fall nicht etwa den leichten Weg zurück sondern auf einem steilen Schotterweg (Trail = Wanderweg) 200 Hm den Berg hinauf (Schikane ?) und an anderer Stelle wieder hinunter, um dann auf einer normalen Strasse die letzten 10 km bis S.F. zu fahren.

Bei Michael, einem Freund meines Sohnes, den ich schon von Radtouren in Deutschland und von unserer Autotour 2002 in den USA kannte, verbringe ich jetzt 2 Tage (am Computer, mit Kleidung waschen, Einkaufen fuer die weitere Tour, Rad durchsehen und etwas reparieren).
Noch was zu Michael. Er kam vor etwa 13 Jahren in die USA, arbeitete als Fahrradkurier in San Franzisko (und lernte dabei die Stadt kennen), fuhr als Chaffeur bei einem serioesen Unternehmen eine streched Limosine fuer Prominente, leitete
- nach einem Studium und harter Arbeit - ein kleines Elektrizitätskraftwerk und arbeitet heute als Ingenieur (Spezialist fuer Industrieroboter in der pharmazeutischen Industrie - Ersatz von Tierversuchen) an der Uni in S.F. (klingt wie "vom Tellerwaescher zum Millionaer", was er allerdings nicht ist).

Irakkriegsgegener. Nebelfreie Westküste. Zoo in San Diego.

Freitag 21. Juli bis Sonntag 30. Juli
Die letzten USA-Tage schnell zusammengefasst.
Michael erspart mir eine unschoene Umleitung, weil - wie jedes Jahr durch Regen - ein Teil der Nationalstrasse 1 zerstoert und damit gesperrt ist. Er faehrt mich mit dem Auto aus San Franzisko hinaus. So entgehe ich auch dem Wochenendverkehr und beginne gleich mit einer tollen Abfahrt. Ich fahr bis Seaside kann in dieser Stadt aber keine Campinguebernachtung finden, Hotels sind nicht billig (225,- $ pro Nacht ist mit doch ein bisschen zu viel) und so entschliesse ich mich, das Zelt an einem "geeigneten Platz" hinter einem Autohaendler aufzubauen, unweit vom Strand, aber fast mitten in der Stadt, nur Jogger laufen ab und zu vorbei, aber das Zelt ist - in der Daemmerung - kaum zu sehen. In Monterey, dem Ort vorher, ist am Wochenende ein Motorrad Grand Prix, die Hotels sind ausgebucht und die Strasse gehört den Motorradfahrern, die mit voll aufgedrehten Maschinen an einem vorbeiziehen und das immer in Rudeln - es nervt. Das gleiche am Montag frueh als alle wieder nach Hause droehnen.
Am Montag treffe ich wieder mal auf "das andere Amerika". In einem grossen Privatgrundstueck befindet sich ein Camp von Irak-Kriegsgegnern, die durch sinnvolle Plakate und andere Darstellungen darauf aufmerksam machen, dass Frieden besser ist, als USA-Soldaten im Irak sterben zu lassen.
Tagelang fahre ich an der schoenen, kurvenreichen und bergigen Westkueste unmittelbar am Meer entlang. Die Schoenheit wiegt die Anstrengungen (und die Notwendigkeit sehr auf den Verkehr zu achten !) auf. See-Elefanten sind ein Highlight dieser Tage. Dabei treffe ich einen Radfahrer, Magnus (33), aus Vancouver, der nach Mexiko will. Wir einigen uns, die naechsten Tage zusammen zu fahren (dabei akzeptiert er, dass ich am Berg etwas langsamer bin als er). Doch wir verlieren uns an diesem Tag wieder und erst am naechsten Abend finden wir uns an einem herrlichen Zeltplatz direkt am Meer erneut. Dort campen auch ein Vater mit seinem Sohn (13 !), auch aus Vancouver, die ebenfalls mit dem Rad nach Mexiko unterwegs sind. Sie schlafen heute mal unter freiem Himmel (es regnet ja nicht - "It never rains in south of California"). Find ich einfach toll.
Es ist fast ein Witz, mit Magnus verliere ich mich bis einschliesslich Mexiko noch dreimal aber immer finden wir uns auf der Strasse wieder. Unsere Freude ist jedesmal beiderseits gross. Er wollte eigentlich schon in Tijuana seine Tour beenden, doch - scheinbar bin ich ihm ein guter Partner - faehrt er noch weiter mit, vielleicht bis La Paz (Baja California), wer weiss. Es ist angenehm, solch einen Partner auf der Tour zu haben.
In die Tage in Suedkalifornien faellt auch der bisher heisseste Tag mit 42,1°C.
In San Diego hatten wir uns ein Hotelzimmer genommen und gemeinsam einen freien Tag mit Raddurchsicht und Radreparatur verbracht. Am Nachmittag besichtigen wir im Hafen einen Flugzeugtraeger und alte Segelschiffe, sowie ein russiches (!) U-Boot. Alles beeindruckend und beklemmend, wenn ich an den Flugzeugtraeger denke. Das schoenste Erlebnis aber ist am Sonntag (30.07.) der Besuch des weltberuehmten Zoos von San Diego mit seiner Koala- und Pantabaerenzucht. Die Anlage des Zoo ist einmalig. Eingebettet in Baume, Straeucher, Schilfpflanzen u.a. fuehlt man sich in den Urwald versetzt. Auch Magnus ist begeister, obwohl ich ihn erst ueberreden musste mitzugehen. Doch wieder verlieren wir uns und treffen uns zwei Tage spaeter in Mexiko wieder. Dazwischen liegt der Verlust meiner ec-Karte. Ich war verzweifelt, als die Karte nicht wieder aus dem Automaten kam und wirklich einige Stunden ratlos, was ich tun sollte. Jetzt hab ich mich damit abgefunden und muss auf Kreditkartenbasis leben (bzw. Geld abheben, was aber in Mittel- und Suedamerika mit einigem Aufwand verbunden sein soll).

Statistik :
2.860 km (+ 17 km), 11.576 Hm, 156:48 Std. (216:40 Std.)20 Tage, 5 Ruhetage142 km/Tag, 18,2 km /Std., 570 Hm/Tag, 405 Hm/100 km



Tourverlauf :
Port Angeles (Norden des Staates Washinton) - Aberdeen (101) - Raymond (101) - Astoria (Flussmuendung des Columbiariver in den Pacific) - Portland (OR) (30) (am Columbiariver entlang) - Newport (18, 101) - immer die 101 (Kuestenstrasse, Shoreline Higway und Redwood Highway) an der Kueste entlang bis Legget (CF) - San Fracisco (1) - aus San Francisco raus mit dem Auto bis Redwood City (kurz vor Halfmoon Bay) - Santa Cruz - Monterey - Pismo Beach (alles Hwy 1) - Orcutt - Gevinta - St. Barbara - Santa Monica (1) - (Inglewood bis Long Beach - Stadtteile von L.A. - mit dem Stadtbus) - Oceanside - San Diego - Grenze nach Mexiko (auf gewiesenem Spezialweg, z.T. Freeway notwendig).

Montag, März 26, 2007

Bilder (USA)

Bilder (USA)
USA
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Sonntag, März 25, 2007

Mexiko

Mexiko


Wueste. Hitze(schlacht). Kakteen.

Sonntag, 30. Juli 2006 bis Samstag 05. August 2006

Hier die ersten Eindruecke aus Mexiko.
Zusammen mit Magnus (s.o.) fahre ich auf der Baja California suedwarts. Es sind "nur" ueber 1.200 km bis La Paz.
Die ersten Tage an der Kueste entlang bis El Rosario de Abajo sind nervend, weil der starke LKW-Verkehr (besonders bei den Riesenlastern) einem volle Konzentration und alle Radfahrkuenste abverlangt. Die Strassen haben kaum noch einen Randstreifen, wenn doch, dann sehr schmal und oft 20-30 cm bei unregelmassigem Abbruch tiefer liegend. Ich kann aber nicht behaupten, dass die mexikanischen Autofahrer ruecksichtslos waeren. Man muss eben nur aufpassen und das ist mir bisher immer gelungen.
Nach drei Tagen geht es in die Wueste und auf eine Hochebene 500-800 m hinauf. Wueste ist etwas Faszinierendes. LKW-Verkehr ist hier ueberschaubar. Lieber Erich Hantzsche, wir fahren zwei Tage durch Kakteen"waelder", die dich vor Entzuecken freudig aufschreien ließen. So etwas haben wir beide (Magnus aus Kanada und ich) vorher noch nicht gesehen. Wenn man in dieser Gegend bei der Gluthitze (wir hatten an einem Tag 38-42°C am Rad) die teilweise unendlich lang erscheinenden Steigungen hinauffaehrt, der Schweiss einem ueber die Wangen lauft und auf die Kartentasche abtropft, man keinerlei Schatten durch einen Baum oder ein Gebaeude hat, der Wind (allerdings auch oft von hinten) einem die einzige Kuehlung bringt, aber auch manchmal warm, wie aus einem heissen Backofen blaest, man als Erfrischung das warme Wasser aus der Trinkflasche genuesslich zu sich nimmt, man von dem vertrauten Geruch des total verschwitzten Trikots und des schweissgetraenkten Hutes (kaufte ich mir in San Franzisco gegen Sonnenbrand auf dem Kopf) umgeben ist, dann kann man fast von einem Genussurlaub mindestens aber von einem unvergesslichen Abenteuerurlaub sprechen.
Noch zwei Tage Wueste mit Magnus (dann fliegt er zurueck nach Vancouver) und drei Tage an der Ostkueste bis La Paz, dann setze ich mit der Faehre nach Los Moschis ueber, um mich einer der spektakulaersten Eisenbahnstrecken der Welt, einer alter Kupferbahn, fuer mehrere Stunden anzuvertrauen. Danach geht es zurueck zur Kueste und in Richtung Guatemala weiter, wobei ich - wenn es die Zeit zulaesst - einen Abstecher in historische Gegenden im Sueden Mexikos plane. Dann werde ich mich wieder melden.
Liege bis jetzt mit Reserven in meinem selbstgesteckten Zeitplan. 

Wut kann manchmal helfen. Fahrt mit CHEPE. 
Sonntag 06. August bis Montag 14. August 2006:
Ja, die Tage auf der HI Baja California wurden noch heisser (teilweise 45º C am Rad). Und vor allem so war es von frueh um 9 Uhr bis zum Nachmittag und kaum eine Moeglichkeit, sich im Schatten aufzuhalten. Da kam uns (wir waren inzwischen fuer 3 Tage zu dritt mit Tom, einem Politklehrer aus N.Y.) an einem Campplatz ein kleiner See - wenn auch das Wasser nicht kalt war - wie ein kleines Wunder vor und am naechsten Tag hatten wir noch mal eine Badestelle. Als ich dann allein weiterfuhr (Magnus war inzwischen nach Hause geflogen), fand ich sogar mal einen sehr schoenen Campplatz mit swimming pool, neben dem ich gleich schlief (das Zelt baute ich wegen der Hitze darin, da nachts keine Luftzirkulation, gar nicht erst auf) und in der Nacht auch mal ins Wasser stieg. Das sind so die kleinen Dinge, an denen man nach den taeglichen Hitzetouren seine Freude hat.
La Paz - Los Mochis lief wie am Schnuerchen. Ich hatte am Samstag frueh nur 35 km zu fahren, kam in La Paz an, fotografierte und wollte mich im 18 km entfernten Hafen Pichilungue nur nach der Faehre erkundigen. "Ja, sie koennen fahren, geht in drei Stunden." Das war eine Ueberraschung, die ich freudig auf-, noch ein Mittagessen zu mir nahm (auf dem Schiff gab es eine weitere Mahlzeit, im Fahrpreis inbegriffen), schnell mal in das warme Wasser der dortigen Bucht stieg und mich dann einschiffte.
Rasiert hab ich mich noch auf dem Schiff, meine verschwitzten Radklamotten gewaschen und ich bekam auch noch die Abfahrtszeiten des Zuges heraus. "CEPE" Chihuahua - Pacifico faehrt frueh um 6 Uhr und 7 Uhr. So brauchte ich auf dem Mainland Mexiko in Topolobampo (Hafen 28 km vor Los Mochis) nur noch eine Uebernachtung.
Zwei Familien und ein Schiffsoffizier versorgten mich mit entsprechenden Informationen und so lag ich nach der Ankunft bald in meinem Hotelbett. Ich musste am naechsten Morgen um 5 Uhr aufstehen und im Finstern mit dem Rad fahren. Stirnlampe aufgesetzt und bei sich naehernden Autos angeschaltet, doch das brauchte ich auf den 28 km nur 5 mal. Den Bahnhof fand ich dann nach Fragen 10 min vor Zugabfahrt. Ich wollte die Fahrkarte kaufen. Da kam ein Aufsichtsbeamter zu mir: "Ist das ihr Rad ? " "Ja". "Das koennen Sie nicht mitnehmen. Wir befoerdern keine Fahrraeder." Der Schlag, der mich traf, war unvorstellbar. Ich sollte nicht mitkommen, wo bisher alles so gut geklappt hatte. Ich fragte, bettelte, flehte. Nichts. Ein Beamter kam noch zu mir. "Fragen Sie mal den dort, der hat es zu bestimmen." "Danke". Und ich fragte. Kein Weg drin. Der Zug wird ohne mich und das Rad losfahren. Das konnte doch nicht sein. Auch "Alaska - Feuerland" halfen nicht (hier muss ich bemerken, dass die Beamten englisch verstanden und sprachen). Der Zug rollte an und ich stand fast heulend daneben. In einem mexikanischen, hollywood-reifen Wutanfall schmiss ich das Rad auf den Bahnsteige, trommelte mit den Faeusten an das Blech eines gegenueberstehenden Gueterwagens - nur um meine endlose Wut abzureagieren. Und, oh Wunder, was ich nie fuer moeglich gehalten oder gar erwartet haette, der Zug hielt wieder an. Der Lokfuehrere - der offensichtlich den gleichen Status auf dem Zug hat, wie ein Kapitaen auf einem Schiff - stieg von seiner Lok (er hatte mich wahrscheinlich im Rueckspiegel der Lok beobachtet), fragte was los sei und als man es ihm erklaert hatte, bedeutete er, mich und das Rad mitzunehmen. Jetzt halfen mir auch die Beamten, die mich vorher abgewiesen hatten - wenn auch mit versteinertem Gesichtsausdruck -, mein Gepaeck und Rad zu verladen (ich musste es spaeter noch auseinandernehmen - HR und VR raus, zusammenbinden und sie stellten es in den Maschinenraum der Diesellok - fuer mich ein weiterer Albtraum: Werden die Reifen die Hitze aushalten - sie hielten sie aus).
Wenn ich jetzt noch ueber die Fahrt schreibe, so klingt das fast banal.
Es war wirklich eine spektakulaere Fahrt. 653 km, 73 Tunnel, 28 Bruecken, bis 2.400 m hoch, 16 Stunden, 660 Peso (= 55 EURO). Durch eine Traumlandschaft mit Schluchten - wirklich tiefen -, phantastischen Bergen, Wasserfaellen, lieblichen Taelern, sagenhaft spektakulaeren Streckenfuehrungen. Das vergisst man nicht. Das haette ich alles nicht gesehen, wenn CHEPE ohne mich gefahren waere. Und wer je nach Mexiko kommt, sollte diese Strecke fahren und in der Mitte aussteigen, um noch 2 Tage in dem Nationalpark zu wandern.
Kurz nach 23 Uhr kam ich in Chihuahua an und nahm mir gleich ein Hotelzimmer am Bahnhof, nachdem ich mein Rad aus seinem "Gefaengnis" befreit und wieder fahrbereit aufgebaut hatte. Der Ruhetag heute brachte mich zum Einkaufen und Fotografieren in die Stadt, wo ich mich verfuhr und mein Hotel erst mal nicht wiederfand, und ins internet-Cafe. Die 8. Raddurchsicht steht am Abend an.
Hoffe Ihr hattet eure Freude an dem Bericht, doch Wut.... (s.o.)
 

Nun hat mich der Regen (voll) erwischt.
Dienstag 15. August bis Donnerstag 31. August 2006:

Von Chihuahua aus kommt man ueber die Nationalstrasse 24 und 45 direkt zur Altiplana Mexicana, dem etwa 1.800 m hohen Plateau. Das ist nun aber nicht so, dass man einen Anstieg hat, dann oben ist und wie auf einer Ebene faehrt. Die erste Ueberquerung des "Tellerrandes" hatte ich ja mit der Bahn (Chepe) hinter mich gebracht (2.500 m), dann ging es wieder auf 1.800 m nach Chihuahua hinunter und dann staendig zwischen 1.800 und 2.200 m auf und ab, ehe man dann wirklich fuer 2 Tage die Hochebene erreicht und wie auf einem Tisch faehrt. Herbergen oder Zeltplaetze gibt es natuerlich keine, so dass man auf Zelt oder Buswartehaeuschen angewiesen ist. Letztere schuetzen einen gut bei Regen. Dass dann in der Nacht mal die Polizei nachfragt, ist unproblematisch, sie verabschieden sich mit Handschlag und wuenschen weiterhin gute Fahrt. Liegen im Schlafsack und ueber sich die Sterne oder die Blitze eines erst entfernten, dann immer naeher kommenden Gewitters, Gewitterregen im Zelt, das sind doch Erlebnisse, die man nicht vergisst. Die Hochebene zaehlt mit zu den schoensten Gebieten, die ich bis jetzt durchfahren habe, aber auch zu den anstrengendsten. Dann kommt die Abfahrt; aber man muss erst ueber den anderen Tellerrand 2.700 m, dann geht es bergab. Ohne treten zu muessen 4 x 6 km, 1 x 13 km und die Kroenung 17 km bei 800 m Hoehenunterschied, wobei ich allerdings bei 10 km stoppen musste, da es mir eine Schraube am Vorderradgepaecktraeger abgeschert hatte (schneller Ersatz war kein Problem). Die Kuestenstrasse von Mazatlan nach Sueden bietet landschaftlich nicht viel, denn sie fuehrt nicht direkt an der Kueste entlang. Man faehrt durch staendig hohen gruenen Gras- und Baumbewuchs und fuehlt sich fast nach Irland versetzt. Wer denkt es waere eine Spazierfahrt, flach und ohne jede Steigungen, der taeuscht sich gewaltig. Die Berge der Sierra reichen bis an die Kueste und man umfaehrt die Auslaeufer oder erklimmt sie. Ich hatte hier ebensoviel Hohenmeter wie beim Anstieg zur Altiplana Mexicana. Doch um mit Irland zu vergleichen, dazu fehlt der Regen - dachte ich. Bis jetzt hatte es immer nur nachts - und das ausgiebig - gewittert und ich war froh, fast jedesmal in einem Hotel zu sein. Gestern nun erwischte es mich. Ich fuhr ueber 9 Stunden in stroemendem Regen und meine Sachen war ebenso nass wie an den Tagen vorher durch den Schweiss. Bei der Schwuele war man schon am ganzen Koerper nass, ehe man sich ueberhaupt bewegt hatte. Doch diesmal kam die Feuchtigkeit direkt von aussen. Es machte aber Spass, da der Regen warm war. Heute hab ich allerdings erst mal wieder einen Ruhe- und Arbeitstag eingelegt, um Kleidung und Rad zu pflegen. Die naechsten Tage wird es nicht aufhoeren zu regnen und ich muss mich daran gewoehnen, frueh nicht immer trockene Sachen anziehen zu koennen (das Trocknen waehrend der Fahrt auf den Radtaschen faellt ja damit auch weg). Konnte gestern auch die Tour-Gesamtkilometer erstmals fuenfstellig (v.d.K.) ablesen, aber erst wenn vorn eine ZWEI ist, ist ein Ende der Tour abzusehen, bis dahin sind es noch einige Monate.
Ach und da ist noch Quinn. Hab eine mail von seiner Mutter bekommen, ich werde noch einen Tag laenger in Lázaro Gárdenas bleiben, weil er mich dann wahrscheinlich wieder eingeholt hat. Unsere Tour geht sicher zusammen weiter und im Januar feiern wir (Geburtstag).

Hurrican. Quinn ist wieder da. Sofia und Anna aus Polen. Quinn ist wieder weg. Chiapas. Müll.
 
Freitag 01. September 2006 bis Freitag 15.September 2006
Am Anfang gleich eine Korrektur. Der Regen, dem ich einen Tag lang heftig ausgesetzt war, das war nicht die Routine der Regenzeit sondern "nur" ein Auslaeufer des Hurricans der zwar ueber dem Meer blieb, aber in Acapulco einigen Schaden anrichtete. Von dem Regen bekam auch ich meinen Teil ab. Die "normale" Regenzeit aeussert sich jetzt hier so, dass es nachmittags oftmals mehr oder weniger heftige Gewitter gibt. Der Regen ist dabei stark aber oft auch nur leicht und nach einem Hitzetag erfrischend. Manchmal regnet es auch nur in der Nacht. Da ich jetzt oft im Hotel schlafe, macht mir das nichts aus.
Den Schaden des Hurricans bekamen wir zu spueren, als wir 4 Tage spaeter in Acapulco einfuhren und sich eine Autoschlange von mehr als 10 km nur schrittweise in Richtung der und in der Stadt bewegte, weil einige Strassen infolge Aufraeumungarbeiten noch einseitig gesperrt waren. Wir konnten die Autos natuerlich passieren und waren gluecklich, nicht im Auto zu sitzen. Mit WIR meine ich auch meinen Radfreund Quinn, den ich ein paar Tage vorher in Petatlán wieder getroffen hatte.Vor drei Tagen hab ich ihn wieder verloren, doch das ist ein anderes Kapitel (durch e-mail-Kontakt werden wir uns wieder treffen).
In dem exquisiten Badeort Acapulco liessen wir es uns nicht nehmen, zu schwimmen und uns von den Wellen tragen zu lassen. Doch klares Wasser hatte die Bucht nicht.
Meinen letzten Tagebucheintrag hatte ich in Lázaro Cárdenas vorgenommen. Von dort ging es immer an der Kueste entlang bis Salina Cruz. Von der Kueste sieht man allerdings nur an wenigen Stellen etwas, weil die Strasse meist etwas ins Landesinnere fuehrt, anders als bei dem "Shoreline-Highway" in den USA.
Wir wichen von der Kueste ab und fuhren in das Chiapasgebiet. Eine phantastische Landschaft, die mich ein bisschen an die Alpen und das Alpenvorland erinnert. Wenn man von Tuxtla nach San Cristóbal de las Cases hinauffaehrt (45 km NUR Anstieg von 1.500 auf 2.000 m), sieht man unter sich die ueber 1.000 m tiefer liegende malerische Tiefebene und in der Ferne die Berge der Sierra Madre de Chiapas. Einen Tag vor diesem Anstieg trafen wir auch die einzigen Radtouristen in Mexiko. Ann und Sophia, zwei blutjunge Maedchen aus Polen, waren mit ihren Raedern unterwegs und kamen uns entgegen. Von Mexiko-City, die Yucatan HI, Chiapas und an der Kueste entlang und dann fahren sie wieder nach Mexiko-City. Sie hatten bei unserem Zusammentreffen in 46 Tagen 3.600 km zurueckgelegt. Wir fanden sie einfach toll. Nach einem Gespraech verabschiedeten wir uns herzlich, nicht ohne vorher unsere e-mail- und web-Seiten-Adressen ausgetauscht zu haben. An diesem Tag geschah es auch, dass ich Quinn verlor. Bei einem langen Anstieg erwischte er einen Holzlaster und liess sich hinaufziehen.... und ward nicht mehr gesehen. Dafuer hielt Tuxtla am naechsten Tag fuer mich noch einen Leckerbissen bereit: Cañon del Sumidero, ein Gebirgseinschnitt, der sich vielleicht nicht von der Laenge aber von der Tiefe durchaus mit dem Grand Cañon in Colorado/USA vergleichen laesst.
Ein Propblem, dem man sich hier immer wieder gegenuebersieht ist die Umweltverschmutzung mit Muell.
Plasteflaschen liegen ueberall herum, auf der Strasse, am Rand, auf die Wiese, im Wald, dazu anderer Plast- und Haushaltmuell. Die Muellerfassung (und Beseitigung ?) ist - wenn ueberhaupt - nicht ausreichend geloest. Es klappt einigermassen in den Ferienorten und vorbildlich in den Naturschutzparks (auch die Armee haelt ihre Gelaende vorbildlich sauber). Als ich gestern in Guatemala an einem idyllischen Gebirgsfluss von solch einer Muellhalde eine Aufnahme machte, flog mir ein schwarzer Muellbeutel aus einem Auto um die Ohren. Die arme schoene Natur.
Die USA erzeugen sicher pro Kopf den meisten Muell, aber dort ist die Entsorgung wenigstens vorbildlich geregelt und Umweltsuender muessen schwer zahlen.
Statistik :
5.412 km (+ 126 km), 25.213 Hm, 294:54 Std. (404:35 Std.)40 Fahrtage, 5 ½ Reparatur- und Ruhetage, 2 ½ Transporttage (Schiff, Eisenbahn)136 km/Tag, 18,4 km/Std., 635 Hm/Tag, 466 Hm/100 km

Tourverlauf :

San Diego (USA) - Tijuana (Mexiko) - Guerro Negro - kreuzen der Halbinsel Baja California nach Santa Rosalia - Loreto - Ciudad Constitution - La Paz (1) - Pichilingue (Hafen 18 km noerdlich von La Paz) - Faehrueberfahrt nach Topolobampo (Hafen 25 km suedlich von Los Mochis) - Los Mochis - Zugfahrt mit "Chepe" nach Chihuahua - Hidalgo de Parras (16, 24) - Durango (45) - Villa Union (kleiner Ort 32 km suedlich von Mazatlán) (40) - Tepic (15) - weiter an der Kueste Puerto Vallarta - Manzonillo - Lázaro Cárdenas - Acapulco - Santa Cruz - Salina Cruz (200) - Sto. Domingo Tehuantepec - Juchitán de Zaragoza - San Pedro Tapanatepec - Tuxtla Gutiérrez - San Cristobal de las Casas - Comitán de Dominguez (190) - Ciudad Cuauhtemoc (Grenzort zu Guatemala)

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