Freitag, März 09, 2007

Schlussbemerkungen (mit statistischen Angaben)

Schlussbemerkungen (und statistische Angaben)

In diesem Kapitel möchte ich einige allgemeine Ausführungen zu meiner Tour machen, da ich nach diesen und jenen Dingen immer wieder gefragt werde. Wer will, kann sich aber trotzdem noch an mich wenden (siehe "Einleitung und Bemerkungen")

Motivation

Warum ich diese Tour fahre, fragte man mich oft. Zuerst war es nur die Erfüllung eines Lebenstraumes. Seit 1990 kreiselt mir diese Tour im Kopf herum. Als ich damals mit meinem Sohn durch Großbritannien trampte, kam uns erstmals der Gedanke von Feuerland nach Alaska - der längsten Landverbindung der Erde - zu trampen. Auch das ist sicher ein tolles Erlebnis: romantisch, abenteuerlich und nicht so anstrengend. Aber zwischen 1990 und 2004 war ich soviel mit dem Rad in aller Welt unterwegs, dass der Gedanke, diese Strecke mit dem Rad zu fahren, nahelag. Als ich 1998 die Westküste der USA mit dem Rad befuhr, wurde die anfängliche illusorische Idee zu einem Wunsch, an dessen Erfüllung ich aber selbst nicht recht glaubte. Eigentlich hätte ich mit dem Eintritt ins Rentnerleben 2000 an eine Realisierung denken können. Jedoch meine Tätigkeit in Fahrradprojekten in Ruanda und Burundi nahm mich so in Anspruch, dass ich diese Tour nur noch als Traum hatte. Mit der vorläufigen erfolgreichen Beendigung der Fahrradprojekte in Afrika nach 6 Jahren im Jahr 2005, hatte ich im Dezember den verrückten Gedanken, mich doch an die Tour heranzuwagen. Zuerst sprach ich mit meiner Frau darüber, die zwar wusste, dass ich diesen Traum hatte, aber dachte, ich sei normal und nicht so verrückt, um dieses Wahnsinnsunternehmen zu starten. Als sie nicht mit Hinauswurf, Scheidung oder anderen Trennungsabsichten drohte, war ich erst einmal beruhigt. Sie konnte zwar nicht verstehen, dass man so "verrückt" sein kann, aber sie akzeptierte zumindest, dass ich es bin, auch wenn sie nicht hochbeglückt war. Ich war und bin ihr sehr dankbar dafür, dafür dass sie die Einstellung hat: "Ich kann und will dir nicht verbieten, dass du dir deinen Traum erfüllst, wenn er für mich auch nicht nachvollziehbar ist." Danke Gisela.

Motivation liegt heute für mich noch auf einem anderen Gebiet. Motivation, aus der Tour "etwas zu machen". Ich hab mich in zwei sozialen Projekten engagiert. In Arequipa (Peru) besuchte ich ein Haus, das Kindern aus sozial schwachen Familien, die eine medizinische Betreuung oder andere Unterstützung brauchen, eine schulische Ausbildung sichern soll. Jetzt sind in diesem Haus nur zwei Kinder, Marga und Sixto [siehe "Bilder (Peru/Bolivien)", Foto-Nr. 2299] untergebracht, weil für mehr (noch) kein Geld vorhanden ist, aber, es sollen mehr werden, zehn oder zwölf. (Jetzt, wo ich diesen Bericht noch einmal überarbeite, hab ich die Nachricht bekommen, dass es schon 4 Kinder sind und Jacqui hat ein Baby bekommen. Sie leitet weiterhin das Haus). Dieses Projekt wird zur Zeit nur von einer Diakonin aus München getragen, die die finanziellen Mittel dafür ausschließlich aus Spenden aufbringt. Und für dieses Projekt, das ich ja auf meiner Radtour besucht habe, möchte ich werben, um es ebenfalls materiell unterstützen zu können.
Das andere Projekt, das mir am Herzen liegt, ist das Fahrradprojekt "Räder für Ruanda" (und Burundi) der Kinderhilfsorganistaion "Human Help Netwerk e.V." aus Rheinland-Pfalz. Dafür war ich in 6 Jahren 50 Wochen in Afrika ehrenamtlich tätig. Ich möchte, das auch dieses Projekt weitergeführt werden kann. Ruanda und Burundi liegen in der Armutsstatistik Afrikas weit am Ende und ein persönliches Engagement garantiert eine sinnvolle Verwendung der Mittel. (Auch hier eine Ergänzung: Im Mai 2008 werde ich nach Burundi fahren und dort die Einrichtung eines ein pharmazeutisches Labor - finanziert aus deutschen Spendenmitteln - leiten.)

Mit der Tour möchte ich etwas zeigen. Ich möchte zeigen, dass auch ältere Menschen, Menschen im Rentenalter, noch etwas leisten können. Nun muss, kann und soll nicht gleich jeder Rentner mit dem Fahrrad von Alaska nach Feuerland fahren. Doch man sehe sich um, was "die Alten" noch zu Stande bringen: sie sind (ehrenamtlich) in Vereinen und anderen Organisationen tätig, sie vollbringen bewundernswerte Leistungen im kulturellen Schaffen, sie haben Lebenserfahrungen und Erfahrungen auf ihren Arbeitsgebieten, mit denen sie vielen jungen Menschen helfen können ihr Leben zu gestalten und ebensolche und noch höhere Leistungen zu vollbringen, wie "die Alten" vor ihnen. Ich möchte dem heute zwar nicht überall propagierten, aber dafür um so mehr praktizierten "Jugendwahn" die Existenzberechtigung absprechen. Wenn ich dazu im Alter von 68 Jahren mit meiner "Wahnsinnstour" beigetragen habe, dann ist mir das nur Recht und soll als ein Mittel angesehen werden, damit die Leistungen der Senioren in der Gesellschaft aufzuwerten.

Vorbereitung und Organisation

Mit der Vorbereitung begann ich im Januar 2006. Im internet fand ich mehrere Web-Seiten, von Leuten, die ebenfalls diese Strecke mit dem Rad gefahren waren. Mit einem Schweizer Radsportler hatte ich e-mail-Kontakt und er konnte mir einige sehr nützliche Hinweise geben. Als erstes besorgte ich mir von jedem Land eine Landkarte (Reise know how) und arbeitete für die gesamte Strecke die Streckenpläne aus. Dabei ging ich von den Streckenlängen aus, die ich auf meinen bisherigen Touren gefahren war (etwas zu optimistisch, wie sich später herausstellte).
Dabei kam ich auf 150 Fahrtage mit insgesamt 22.000 km. In 5 Monaten ohne Punkt und Komma (oder besser ohne Pause und „Besichtigungen“) immer nur fahren - das konnte nicht sein. Mit einem geplanten Flugticket von DELTA-Airlines (USA) für einen Gabelflug mit einer 9-monatigen Gültigkeit hatte ich 4 Monate zusätzlich, die ich nun auf die einzelnen Länder - je nach Größe - als Reservetage aufteilen konnte. Für die Reservetage überlegte ich mir aber auch, was ich damit anfangen könnte, wenn ich sie nicht für die "normale" Strecke brauchte. So kam ich auf 200 Tage mit 27.000 km. Und dann noch 77 Reservetage für Ruhe und Erholung, Organisation, technische Inspektionen des Fahrrades, Tagebuchpflege im internet und unvorhergesehene Dinge. Außerdem war meine Rückfahrt/Rückflug noch nicht vollständig geklärt.
Nachdem ich eine Übersicht hatte, was auf mich zukommen würde, kaufte ich nun ein Flugticket (Gabelflug: Frankfurt/Main - Anchorage und Santiago de Chile - Frankfurt/Main).
Komplettierung der technischen Ausrüstung für Rad und Übernachtungen, Kauf einiger Ersatzteile, Werkzeugauswahl, Aufstellung eines Packplanes (der dann noch "100 mal" umgestellt wurde), Auswahl der richtigen Kleidung beschäftigten mich noch bis Ende Mai 2006. Zwar versuchte ich nach einem altbewährten Prinzip zu handeln: Minimales Gepäck einplanen und davon nur die Hälfte mitnehmen. Maximalen Finanzplan und davon das Doppelte mitnehmen, aber ich hatte immer noch zu viel Gepäck ! In den Monaten April und Mai 2006 kam ich durch die Vorbereitung nur wenig zum Radtraining, was sich dann in den ersten Tagen negativ auswirkte.
Vorbereitung und Packen verliefen aber ohne Stress, so dass ich ruhig starten konnte - am 28.Mai 2006 mit dem Zug nach Frankfurt/Main.

Übernachtungen

Die Übernachtungen können für so eine lange Zeit natürlich nicht im Voraus geplant werden. Ich hatte lediglich fünf Anlaufpunkte mit sicheren Uebernachtungen und Unterkuenften.
- Vorbestellung in der JH in Anchorage (Alaska)
- Verwandte in Portland und Newport (Oregon/USA)
- Freund meines Sohne in San Francisco (Californien/USA)
- Freund in Quito (Ecuador); Wissenschaftler, der in unserem Institut in Rossendorf
¾ Jahr tätig war.
- Kinderheim in Arequipa (Peru)

Ja, alles andere musste dann operativ gelöst werden.
Übersichtsdarstellung zu den Übernachtungen s.u. (Bilder zu "Statistik")
In Kanada waren die Übernachtungen auf einem großer Teil der Zeltplätze kostenlos, während in den USA bezahlt werden musste, aber immer noch viel billiger als Hotelübernachtungen.

In Mittel- und Südamerika ist die Hotel-(Hostal-)übernachtung aus vier Gründen angeraten:
- es gibt kaum öffentliche Campingplätze und auch wenige „Flecken“, wo man sein Zelt aufstellen kann
- in der Regenzeit regnet es oft abends und in der Nacht ziemlich heftig
- die Übernachtungen in Hotels sind billig und sicher
- „last but not least“ hier (besonders in Mittelamerika und in Südamerika etwa bis Peru) wird es zeitig dunkel (18 Uhr), so dass man schon fast am Nachmittag die Fahrt beenden muss, um das Zelt noch im Hellen aufbauen sowie das Abendbrot einnehmen zu können. Bei Übernachtungen im Hotel hat man in den Ortschaften oft noch die Gelegenheit, im Restaurant zu essen und ein internet-Café aufzusuchen, was äußerst wichtig war.
Siehe hierzu auch Bilder unter "Statistik"

Wetter und Klima

Wetter ist immer ein Unsicherheitsfaktor. Man muss sich mit Kleidung und Übernachtungen auf die 4 durchfahrenen Klimazonen/-gebiete, Arktis, gemäßigtes Klima, Subtropen, Tropen einstellen.
Wasserdichte, atmungsaktive Kleidung, warmer Schlafsack und Kleidung für Minusgrade und Temperaturen um den Gefrierpunkt sowie eiskalte Winde und Regen sind ebenso notwendig wie dünne Kleidung und Sonnenschutz für Gluthitze und tropische Schwüle.
Ich erlebte 28 Tage mit heftigem oder langanhaltendem (davon 19 in Mexiko und Mittelamerika) und 51 Tage (davon 20 in Mexiko und Mittelamerika) mit mäßigem Regen. In Alaska, den Hochgebirgsregionen von Peru, Bolivien und Chile sowie im antarktisch "angehauchten" Ushuaia herrschten - fast ausschließlich in der Nacht und am Morgen - geringe Minustemperaturen und es schneite im Süden Feuerlandes in der Nacht.
Temparturen um 45°C (tagsüber am Rad) waren auf der trockenenen Baja California (Mexiko) keine Seltenheit und der glutheiße Wind war kaum eine Abkühlung. Manchen Abend war meine Kleidung zum Auswringen nass als hätte es geregnet - aber es hatte nicht geregnet - es war Schweiß, der bei der hohen Luftfeuchtigkeit nicht mehr verdunstete.
Über den Wind hab ich ja ein "Gebet" ausgestoßen, aber das war in Peru. Schlimmer war er in Patagonien. An drei Tagen war er dort so heftig, dass (Weiter-)Fahren absolut unmöglich war. Es gab andere Tage mit sehr heftigem Wind, der allerdings auch mal - wenn auch nicht sehr oft - von hinten wehte.
Man gewöhnt sich an und übersteht alles. "Wie ?" - fragt man sich manchmal hinterher. 


Ernährung

Fangen wir früh an. Ich hab mir jeden Morgen Haferflocken mit Milchpulver vermischt gekocht (auch in den Hotelunterkünften). Sie waren sättigend und bildeten eine solide Grundlage für den Vormittag. Dazu kam Kakao (manchmal Tee) und Kuchen, Brot oder Brötchen in ausreichender Menge, oft auch noch Milch, Joghurt und Obst, was ich am Abend davor eingekauft hatte. Bis zum Mittag aß ich dann Obst (Bananen, Äpfel), Kuchen, Fruchtschnitten u.ä., was ich noch im Gepäck hatte oder mir unterwegs kaufte. Ich habe versucht - und meist gelang es auch -, Mittag in einem Restaurant zu essen. In Nordamerika (USA) genügte das Mittagessen (Lunch), meinen Ansprüchen nicht und ich konnte mich nie so richtig damit anfreunden (Sandwiches). Das mag vor allem daran liegen, dass für die Amerikaner Mittagessen nicht die Hauptmahlzeit darstellt. Ich hab mich aber damit abgefunden und bin satt geworden.
Ab Mexiko bestand mein Mittagesssen meist aus zwei Gängen (sehr schmackhafte Suppen, Takos, Hühnchen, anderes Fleisch, Fisch). Dabei wird eine Kartoffel oft nur als Gemüsebeilage gegeben oder man bestellt sich „matched potatos“ oder „puree de papa“ (dt.: Kartoffelmus). Auf jeden Fall hatte ich in den Restaurants immer ein reichliches Mittagessen und war für die zweite Tageshälfte bis zum Abend gerüstet.
Ja, aber wenn nun mal kein Restaurant vorhanden war, was dann ? Erstaunlicherweise hab ich sogar bei der Wüstendurchquerung in Peru auf knapp 200 km genau in der Mitte ein Restaurant angetroffen. Auch gab es durch andere Radfahrer Informationen, wo man essen kann. Aber es gab schon Tage, wo es schwierig war einzukehren. Das wusste ich meist vorher an Hand der Karte oder durch andere Informationen. Da bereitete ich mir genug Kaltverpflegung (Schnitten, Brötchen, Obst) bzw. ich hatte neben der „eisernen Reserve“ auch immer noch etwas zum Selbstbereiten im Gepäck. An fast jedem Abend deckte ich mich in den Ortschaften für den Abend und für den nächsten Tag mit Verpflegung ein. Das „Abendmahl“ bestand aus Milch, Tee, Brot (mit Beilage, Butter, Käse, Wurst), Suppe, Obst und oft einer großen (1 l) Flasche Bier.
Wichtig war auch, immer genügend Benzin im „Tank“ zu haben, damit sowohl am Abend Suppe und Tee als auch am nächsten Morgen die Haferflocken gekocht werden konnten.
Der Bedarf an Flüssigkeit war besonders in den heißen Gebieten sehr groß. Am Rad hatte ich meist 3-4 l Wasser. Da das Wasser oft warm wurde, hab ich es eher als Reserve mit mir geführt und unterwegs in Restaurants, an Kiosken, in Supermärkten Milch oder Cola (kalt !!!) gekauft und gleich „reingeschüttet“. In Mexiko kam ich schon manche Tage auf einen Flüssigkeitskonsum von 5-7 l. Und - wie oben schon angeführt - war die abendliche Flasche Bier (oder auch mal 2 oder 3 kleinere) ein Genuss, nachdem man tagsüber nur "schlabbriges" Wasser, Cola und Milch zu sich genommen hatte.
Es war wichtig, wenn man abends nicht auf einem Zeltplatz zeltete oder irgendwo in der Landschaft schlief, dass man sich mit genug Wasser (2-3 l) eindeckte, um am Abend und Morgen kochen zu können und noch eine Reserve für die ersten Kilometer des nächsten Tages zu haben.

Gesundheit und Hygiene

Auf so einer Tour krank zu werden, ist ja nicht ausgeschlossen. Andere Ernährung (Wasser !), Hitze, Kälte, Regen, anderes Klima mit anderer Fauna (Insekten u.a.), körperliche Dauerbelastung sind alles Faktoren, die einem doch schnell mal etwas anhaben können. Zum Glück blieb ich von solchen „Unpässlichkeiten“ im Großen und Ganzen verschont.
Eine Blase auf der linken Fußsohle, die mir erhebliche Schmerzen verursachte, die aber nach ärztliche Behandlung in Whitehorse (Kanada) zum Glück nachließen und mich nicht zum Abbrechen der Tour zwangen. Allerdings hatte ich bis zum Ende der Tour in Argentinien beim kräftigen Treten in die Pedalen oder auch beim Laufen immer mal wieder einen stechenden Schmerz zwischen den kleinen Fußknöchelchen, der aber durch kräftige Eigenmassage gelindert wurde. Jetzt zu Hause ist alles weg.
An drei aufeinanderfolgenden Tagen hatte ich Durchfall, der zwei Ursachen hatte: einmal hatte ich zuviel Weinbeeren (gut gewaschen !) hintereinander gegessen (Ich weiss zwar, dass man nur geschältes Obst esssen soll, aber was soll man tun, wenn dir diese Früchte entgegenlachen und du einen mächtigen Appetit darauf hast). Am nächsten Tag war ich fast am „Verdursten“, da ein Ort, wo ich Flüssigkeit „tanken“ wollte zwar auf meiner Karte verzeichnet war, aber dann nur aus einer Strassenkreuzung und einem Haus bestand. Dort bekam ich garantiertes Trinkwasser aus einem Gartenschlauch und anschließend die Scheißerei. Das alles hatte ich aber schon nach einem Tag mit „Imodiumkapseln“ (3 Jahre über dem Verfallsdatum!) wieder im Griff.
In Bogota hatte ich an einem Abend so stechende krampfartige Magenschmerzen (deren Ursache mir bis heute - 2008 - nicht bekannt ist - inzwischen - 2010 - weiß ich, dass es eine Gallenblasenreizung war), dass ich glaubte, am nächsten Morgen zum Arzt gehen zu müssen (in meinen Horrorvorstellungen sah ich mich schon auf dem Operationstisch unter dem Messer liegen, weil ich glaubte, ein Stück Metall von einer Bierbüchse verschluckt zu haben) und daher meinen Aufenthalt in Bogota - zum Glück - um einen Tag verlängerte. Am nächsten Morgen waren die Schmerzen wie weggeblasen und ich nutzte den Feiertag (verschobener „Columbus-Day“), um am „Ciclovia“, einem Radfahrertag in Bogota (siehe Kolumbien) teilzunehmen.
Ich hatte in den neun Monaten keinerlei Sitzbeschwerden.
Die Zeltplätze in Nordamerika und die Hotels/Hostals in Mittel- und Südamerika boten in den meisten Fällen gute hygienische Bedingungen, so dass ich mich fast täglich duschen konnte, was insbesondere für die Sitzflächen und die Füße wichtig war. Natürlich gab es auch mal zwei oder drei oder auch vier Tage, wo man nicht unter die Dusche kam oder sich nicht gründlich reinigen konnte. Das waren aber die Ausnahmen. Man wusste danach selbst eine „Einstrahldusch“ mit kaltem
Wasser (aber das war in Anbetracht der Wärme nicht mal unangenehm) hoch zu schätzen. Dann fiel auch das Zähneputzen weg, was ich aber morgens meist in der ersten Gaststätte, die mir „über den Weg lief “, nachholte.
Von Getier blieb ich weitgehend verschont, wenn man von den Mücken in Alaska und Kanada, sowie kleinen unangenehmen Fliegen in Südamerika (nur an zwei Tagen) absieht. Hier half gutes Einreiben mit „Mückentötolin“ nur bedingt, aber nach einer abendlichen Jagd auf diese Insekten im Zelt konnte man dann ungestört schlafen. Harmlose Geckos hatte ich nicht im Zelt aber in den Hotelzimmern liefen sie doch hin und wieder mal an der Wand entlang.

Technik und Pannnen

(Pannenübersicht siehe auch unten (Bilder zu "Statistik)
Ich trat die Tour mit einem 12 Jahre alten Fahrradrahmen („Specialized, Cross Roads Trail LX“) neuen Laufrädern (speziell verstärke Speichen), neuen „Tubus“-Gepäckträgern (vorn und hinten), sowie neuen „Ortlieb“-Gepäcktaschen (gesponsert von der Firma Fahrrad-Tietz, Dresden-Pillnitz) an. Meinen „Brooks“-Ledersattel fahre ich seit 40 Jahren, so dass wir uns schon lange aneinander gewöhnt, d.h. angepasst hatten. Ausgestattet war das Rad mit einer „Shimano“-Schaltung STX RC, 3 x siebenfach.

Jeweils nach etwa 1.000 km führte ich eine Inspektion des Rades
(und Reinigung bei Bedarf) durch. Dabei kontrollierte ich sämtliche Schrauben und Muttern auf festen Sitz, die Bowdenzüge und Bremsbeläge auf Verschleiß, die Speichen auf Spannung, alle Lager (Tretlager, Steuersatz, Laufräder, Pedalen, Schaltungsrädchen) auf Gängigkeit bzw.Lockerheit. Die Kette wurde jedesmal (gründlich) gereinigt und neu mit gutem Kettenöl sparsam geölt.
Bremsbeläge wurden vorn einmal, hinten zweimal gewechselt. Die gesamte Antriebsgruppe (Kettenblätter, Kette, Ritzel HR) wurde nach 13.800 km in Costa Rica gewechselt, wobei ich 52,42,32 gegen 42,32,22 (vorn) austauschte und auch das Ritzel den bevorstehenden Bergen anpasste.
4 Fahrraddecken habe ich verschlissen (3 x ca. 13.000 km, 1 x 2.000 km). Die „Schwalbe Marathon“ Bereifung erwies sich als weitaus die beste für solch ein Tour, so dass ich auch eine sehr teure Nachsendung von drei Decken mit „ups“ nach Panama in Kauf nahm.
4 Speichen habe ich vorn erneuern müssen. Einmal musste ich den neuen Steuersatz nachstellen und einmal den Konus des Hinterrades, dabei gleichzeitig das HR leicht zentrieren.
16 Reifenpannen klingt viel, aber das ist auf knapp 2.000 km eine Panne, also erträglich. Berücksichtigt man dabei noch, dass einige von den Schläuchen wegen der einvulkanisierten Ventile von schlechter Qualität waren und ich zwei der Pannen durch Nachlässigkeit selbst verursacht habe, kann man die neun „echten“ Reifenpannen (durch Nägel oder Glas) durchaus als gering bezeichnen.
Ach, bald hätte ich es vergessen: Beim Hinflug war mir in der Transportkiste für das Rad der Befestigungsarm für den Rollendynamo (unter dem Tretlager) kaputt gegangen. Ich verzichtete auf den Dynamo während der Tour, da ich selten im Dunklen fuhr und Fahrradbeleuchtung Amerika nicht "gebräuchlich" ist.
Am VR-Gepäckträger scherten mir zwei Befestigungsschrauben durch zu starke Erschütterung ab.
Das Leder des Sattels war durch Schweiß und/oder Regenwasser oft ausgelaugt. Ich pflegte es mangels Lederfett mit farbloser Schuhcrem, die ich kaufte; so konnte ich die Geschmeidigkeit des Leders erhalten.
Montagewerkzeuge:
Schrauben- und Imbusschlüssel für sämtliche Schrauben und Muttern (außer Steuersatzschlüssel), Speichenschlüssel, Zahnkranzabzieher, Kurbelabzieher, Reifenmontagehebel, Schraubenzieher.
Ersatzteile:
10 Speichen, Nippel, Bowdenzughülle, Bowdenzug (für Bremsen und Schaltung),
4 Ersatzschläuche, Ersatzdecken ("Schwalbe Marathon") (mindestens 12.000 km Laufleistung) nachgeschickt, Flickzeug (genügend Gummilösung, auch alter Fahrradschlauch, Unterlegmaterial), u.U. Ersatzventile,
diverse Schrauben, Draht, Kettenöl.

Ausrüstung, Karten, Papiere

Ausrüstung:
Zelt, Zeltunterlage, Schlafsack (in wasserdichten Packsäcken "Ortlieb"), Schlafmatte, Gepäcktaschen (VR und HR; "Ortlieb"), Karten- und Dokumententasche ("Ortlieb"),
Digital-Fotoapparat, Steckdosenadapter (wichtig !)
"Primus"-Universalkocher mit Brennstoffpumpe (Schweden) (versagte niemals), kl. Benzinflasche (Metall), Aluminiumtopf, Pfanne, Trinkbecher, Besteck, zusätzl. scharfes großes Messer, Holzlöffel (sehr wichtig, zum Umrühren, damit die Haferflocken nicht anbrennen), Holzbrett, Plasteboxen für Lebensmittel, 2 Wischtücher, 2 Trinkflaschen am Rad
Kleidung:
2 Radhosen, 2 Radtrikots (lang und kurz),
wasserdichte, atmungsaktive, reissfeste, warme Regenkleidung ("North-ICE"), dünne regendichte Jacke, Radsandalen mit Klicksystem, leichte Slipps, 1 T-Shirt, 1 Hemd, 1 leichte Jacke, 1 Kombihose (kurz/lang), Radhandschuhe (auch dicke warme Fingerhandschuhe), Regengamaschen, 1 Paar Socken, mind. 1 Paar dicke Socken, Taschentücher (ggf. mit 4 Knoten als Sonnenschutz auf dem Kopf)
Hygieneartikel u.a.:
Wasch- und Zahnputzzeug, 2 Handtücher, Waschlappen, Nassrasierzeug, diverse Körperpflegemittel, Sonnencreme
Reiseapotheke [u.a. viel Pflaster, (sterile) Kompressen, Antiinsektenspray oder Einreibung !];
div. Nähzeug, große, scharfe Schere (auch zum Schneiden von Gummischlauch und Aufschneiden aller Arten Verpackungen)
Landkarten:
16 Landkarten (eine pro Land; "Reise know how") (weitere Karten bei Bedarf vor Ort kaufen).
Papiere:
Auslandsreiseversicherung ISIS (notwendig, da andere Versicherungen nur bis 6 Monate gültig sind). Impfausweise, ist aber nirgends obligatorisch.
Erfolgt kein Rückflug von den USA aus, ist der Nachweis des Rückflugtickets von einem anderen Land nach Europa ausreichend.
Für die USA empfiehlt sich bei einem Aufenthalt über 3 Monate ein 10 Jahresvisum (Antrag bei der amerikan. Botschaft in Berlin 85 €).
Ansonsten sind - außer dem Reisepass - keine Papiere für einen Grenzübertritt notwendig. Vor einigen Jahren war noch für jedes Land ein Einreisevisum erforderlich - welch ein Aufwand ! Jetzt füllt man bei jedem Grenzübertritt einen doppelten Zettel aus, einen bekommt man mit (und muss ihn bei der Ausreise wieder abgeben), die Daten von dem anderen werden im Computer erfasst.
Geld:
Die günstigste Zahlung erfolgt mit Kreditkarte. Barabhebung kleiner Beträge mit Kredit- oder ec-Karte sollte man vermeiden, da neben einer prozentualen Gebühr (0,85 % bzw. 1,85 %) unabhängig vom Betrag eine Grundgebühr (5 € bzw. 4,50 €) anfällt. Barabhebung möglichst nur einmal ein hoher Betrag in jedem Land.
US-Dollars sind ein beliebtes Zahlungsmittel und man kann bei Barabhebung mit den o.g. Karten sich den Betrag entweder in der Landeswährung oder meist auch in US-Dollars auszahlen lassen, wobei allerdings bei der Rückrechnung wieder eine geringe Einbuße anfällt. Restgeld kann man fast immer an der Grenze bei einer Bank oder fliegenden Geldwechslern (sind fast immer seriös !), allerdings auch mit einiger Einbuße umtauschen. Daher möglichst alles Geld aufbrauchen und nur kleine (runde) Restbeträge rücktauschen.
Zwar sehr sicher - aber bei der Einlösung mit großem Zeitaufwand (manchmal auch mit zusätzlichen Gebühren) verbunden - sind Reiseschecks, die außerdem nur bei einigen wenigen Akzeptanzstellen einlösbar sind. Nicht zu empfehlen.

Meine Verbindung zur Heimat

Durch die Existenz des internets ist heutzutage die Verbindung "nach Hause" viel, viel leichter als noch vor einigen Jahren. Durch das internet-Tagebuch waren alle, die sich dafür interessierten, jederzeit darüber unterrichtet, wie es mir ging, wo ich war, was ich für Probleme hatte, sofern ich das in meinem internet-TB niedergelegt hatte. Darüberhinaus erleichterte der e-mail-Verkehr die Kommunikation beträchtlich. Ich war dadurch auch niemals allein, sondern fühlte mich jederzeit mit "zu Hause" (dabei meine ich nicht nur meine Wohnung) verbunden - dank der Technik. Ich hab keine einzige Postkarte oder Brief geschrieben.

Statistische Angaben


Zum Betrachten der Tabellen "Statistische Angaben" auf obiges Bild mit der linken Maustaste klicken. Es erscheinen alle Tabellen.
Sie können einzeln angeklickt und angesehen werden.

Man kann die Tabellen auch als "Diashow" (Button "weitere Optionen" rechts oben über den Tabellen) ansehen. 

Zum Text des internet-Tagbuchs zurück kommt man mit rechter Maustaste und Pfeil links klicken.


Auswertung

Alle, die mein internet-TB gelesen haben, waren natürlich immer bestens informiert. Die neuesten Nachrichten standen gleich obenan und da waren auch die neusten Bilder zu sehen (zumindest nach Panama, als ich die Bildereingabe beherrschte). Doch nach der Tour war diese Form nicht mehr geeignet, jemanden etwas darüber mitzuteilen.
Ich hab nun das TB in eine gut lesbare Form umgestaltet, so dass man auch von oben nach unten lesen (2.330 Zeilen ) und die entsprechenden Bilder (738 Fotos, 5 Karten, 16 Flaggen, 4 Statistikseiten) auf insgesamt 48 Seiten und in 11 Bilderblöcken dazu anschauen kann (nicht mehr in so einem Durcheinander wie ursprünglich). Jetzt macht es wohl Spaß - wenn man Zeit hat - sich das TB noch einmal zu Gemüte zu führen.
Ich habe auch ein detailliertes Tagebuch geschrieben, wo jeder einzelne Tag dokumentiert ist. (Interessenten können es - auch länderweise - auf Anfrage per e-mail-Anhang erhalten). Aus den etwa 3.000 Fotos, habe ich die besten bzw. aussagekräftigsten ausgewählt und daraus mehrere Lichtbildervorträge zusammengestellt, die ich bei verschiedenen Gelegenheiten vorgeführt
und dabei auch über die interessantesten Stories und Begegnungen erzählt habe.
Die Termine dafür sind unten genannt. Weitere Informationen von mir auf e-mail-Anfrage

direkt (siehe erste Seite) oder über < daccordi@t-online.de >.

Lichtbildervorträge
Insgesamt wurden 18 Lichtbildervorträge "Mit dem Fahrrad 26.000 km von Alaska bis Feuerland" gehalten:
- Mittwoch, 07. November 2007, ROK 240 in Rossendorf (1. Vortrag)
- Donnerstags, 15. November 2007, Fahrrad-Tietz, Dresden-Pillnitz (Teil I)
- Donnerstags, 22. November 2007, Fahrrad-Tietz, Dresden-Pillnitz (Teil II)

- Mittwoch, 05. Dezember 2007, Reisekneipe, Dresden/Neustadt
- Mittwoch, 09. Januar 2008, Rossendorf (2. Vortrag)
- Montag, 14. Januar 2008, TU Dresden
- Mittwoch, 16. Januar 2008, Dresden Cotta, Seniorengruppe der Gewerkschaft „verdi“
- Donnerstag, 17. Januar 2008, Freital, Selbsthilfegruppe Herzinfarkt
- Donnerstag, 24. Januar 2008, Dresden Krankenhaus Friedrichstadt, Dresdner Höhlenforscher
- Mittwoch, 13. Februar 2008, Mainz, Kinderhilfsorganisation HHN
- Donnerstag, 25. September 2008, 19.30 Uhr, Dresden-Pillnitz, Platanenweg 3, "Elbetreff"
- Mittwoch, 05. November 2008, 14.30 Uhr, Volkssolidarität, Dresden-Laubegast
- Freitag, 09. Januar 2009, 19.30 Uhr, ADFC, Umweltzentrum, Schützengasse 18, 01067 Dresden

Bis 30.01.2009 wurden 2.100 € aus Einnahmen, Spenden, Honoraren, Zuwendungen in vollem Umfang für das Kinderhaus in Arequipa (Peru) und ein Fahrradprojekt in Ruanda überwiesen.

- Montag, 09.November 2009, 14.30 Uhr, Seniorenbetreuung Dresdner Sparkassen, Dresden Güntzplatz 5
- Donnerstag, 26. November 2009, 19.00 Uhr Verein Kanusport, Dresden e.V. Tolkewitzer Str. 79, 01277 Dresden
- Dienstag, 14. April 2010, 14.00 Uhr, Gewerkschaft verdi, Cottaer Str. 4, 01159 Dresden
- Donnerstag, 24.06.2010, 13.00 Uhr, Gymnasium Dreikönigsschule, Dresden 
- Donnerstag, 09.02.2012, 13.00 Uhr, Gymnasium Dreikönigsschule, Dresden

- Sonntag, 18.11.2012, 10.00 Uhr Vortrag auf dem 9. Dresdner Bergfilmfestival "Bergsichten"  innerhalb des Wettbewerbes der Kurzbeiträge (1. Preis, Zuschauerpreis). Gesamtvortrag 2013

Bis 31.12.2012 wurden weitere 600,- € für das Kinderhaus in Arequipa (Peru) überwiesen.

- Sonntag, 17.11.2013, 15.00 Uhr, Falkensteinsaal

TU Dresden, Hörsaalzentrum, 10. Dresdner Bergfilmfestival 
"Bergsichten", Lichtbildervortrag: "Alaska-Feuerland, 26.000km in 8 Monaten mit dem Fahrrad" (Dauer ca. 90 min) 

- Donnerstag,  24.04.2014, 19.30 Uhr, Putjatinhaus Meußlitzer Straße 83
Wiederholung des Vortrages vom 10. Dresdner Bergfilmfestival 
November 2013 ("10. Bergsichten")

Bis zum 31.12.2014 wurden weitere  1.600,- € für das Kinderhaus in Arequipa (Peru) überwiesen

- Mittwoch, 14.01.2015, 19.00 Uhr, Fahrrad XXL, EMPORON-ARENA Chemnitz
An der Markthalle 1, 09111 Chemnitz 

- Donnerstag, 15.01.2015, 20.00 Uhr, Fahrrad XXL, EMPORON-ARENA Dresden
in der Filiale Dresden Süd, Dohnaer Str. 250, 01257 Dresden 

- Samstag, 28.02.2015, 14 Uhr, Saxonia e.V., Gesellschaft zur Pflege Sächsischer Tradition, Dorfgaststätte Coschütz

Bis zum 01.03.2015 wurden weitere  300,- € für das Kinderhaus in Arequipa (Peru) überwiesen


- Samstage,  30.05.2015
                   20.06.2015
                     25.07.2015
                     15.08.2015
                     05.09.2015
 jeweils 20 Uhr, Hotel "Helvetia", Schmilksche Mühle, Schmilka (Sächsische Schweiz)

(siehe Alaska 01.06.- 07.06.2006. Frank ist heute Rezeptionschef im Hotel "Helvetia", hat mich in Dresden "aufgegabelt" und diese Vorträge vermittelt)  

Ich halte gern weitere Vorträge. Interessenten melden sich bitte bei mir per e-mail < daccordi@t-online.de >

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