Mittwoch, März 21, 2007

Kolumbien

Kolumbien

CYCLOVIA. Radfahrerfreundliches Land. Die Berge. Wahnsinnsanstiege.
Sonntag 15.10.2006 bis Mittwoch 26.10.2006
Am Sonntag (15.10.) bin ich nach Bogota geflogen und auch noch am Montag dort geblieben. Der 16.10. war ein Feiertag (Kolumbustag, 12. Oktober; wenn dieser Feiertag auf einen Wochentag - ausser Montag - faellt, wird er am darauffolgenden Montag gefeiert). An allen Sonntagen und Feiertagen gibt es in Bogota (und einigen anderen grossen Staedten Kolumbiens ?) den CICLOVIA. An diesem Tag werden einige Hauptstrassen in der Stadt fuer den Autoverkehr total gesperrt und sie sind nur fuer Radfahrer befahrbar. Es sind Tausende, die sich durch die Strassen bewegen. Die Organisation und Sicherheit ist vorbildlich. Nun konnte ich am Montag an so einem Ciclovia teilnehmen und einige Fotos machen. Bogota ist die radfahrerfreundlichste Stadt der Welt.
Mit dem Bombenattentat an der Bogotaer Universitaet am Donnerstag - falls das Fernsehen in Deutschland davon berichtet hat - habe ich nichts zu tun. Es sind nun auf den Strassen verstaerkte Kontrollen, um eine Wiederholung auszuschliessen und die Attentaeter zu fassen. Ich fuehlte und fuehle mich in Kolumbien absolut sicher.
Die Leute sind sehr aufgeschlossen gegenueber Radfahrern. In keinem anderen Land wurde ich soviel angesprochen. Motorradfahrer fuhren langsam neben mir her und unterhielten sich mit mir (einer 1/2 Stunde). Sie laden einem zum Kaffee ein und kennen Jan Ullrich (auch wenn der jetzt ein vermeintliches Dopingvergehen anhaengen hat). Sie geben einem kleine Geschenke. Die Autofahrer gruessen aus den Autos. Haette ich Kolumbien ausgelassen, waere das ein Verlust gewesen. Ich bin froh, hier zu fahren.
Der "La Linea"-Pass ueber die Zentral-Kordilleren zeigte mir meine Grenzen. Von 770 m auf 3.210 m hatte ich zu klettern und musste nach nur 78 km bei 2.600 m erst mal Quartier nehmen (weil des dunkel wurde) und die restlichen 500 Hm (7,8 km) am naechsten Morgen bewaeltigen. Und dann geht es wieder steil bergauf. Es wird eng und du faehrst unruhig, weil die Geschwindigkeit gering ist und dich das Gepaeck hin und her zieht. Aller 100 Hm musste ich 5 min pausieren und dann unter Muehen wieder aufsteigen. Und steig mal im kleinsten Gang wieder auf, mit der schweren Maschine torkelt man hin und her, muss ganz schnell reagieren, mit dem anderen Fuss die Pedale erfassen und weitertreten. Alles waere ja nicht so schlimm. Aber ueber diese Passstrasse rollt ein immenser Verkehr von LKW's (5-achsige Hänger), sie kommen immer in Rudeln 3,4,....10 Stueck mit anderen grossen Autos dazwischen. Wenn du dann glücklich eine Pause abgepasst hast und aufgestiegen bist und eine neue Karawane rollt von hinten an, dann wirst du nervös und wackelst in deinem kleinsten Gang (bei der niedrigen Geschwindigkeit ist ja das Rad auch wegen der langsamen Umdrehungsgeschwindigkeit der Laufräder nicht so stabil - Kreiselgesetz - und das Gepäck verleiht ihm obendrein in diesem Falle noch eine gewisse Instabilitaet) und schwitzt Blut und Wasser, dass du nicht nach rechts den Seitenstreifen runterfährst oder zu nahe an die LKW's kommst. Die 7 % Durchschnittssteigung (die Grundstrasse in Dresden hat 4 %) sind nicht gleichmaessig verteilt und du hast an vielen Stellen 10 %. Ich war froh, in Costa Rica die Antriebsgruppe gewechselt zu haben und ueber-/untersetzte so bis 22/32. Von 3.200 m bin ich dann 23 km auf kurvenreicher Strasse auf 1.400 m in 30 min vorsichtig abgefahren
Heute habe ich in Papayán einen Ruhetag eingelegt, um Rad und Koerper zu pflegen.
Das war auch noetig, denn jetzt kommen Steigungen, an die ich noch oft denken werde. 1.000 bis 2.000 Hm pro Tag, Durchschnittsgeschwindigkeiten knapp ueber 10 km/h (beim direkten Anstieg 5-7 km/h), Tagesetappen mit nicht viel mehr als um 70 km lassen die Herausforderungen erkennen, die einen die Berge abverlangen. Man muss sich seine Kraefte sehr gut einteilen. Es setzt sich nach der Grenze bis Quito (2.700 bis 3.000 m hoch) aehnlich fort.
Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,9 km/h täuscht etwas über die wahren Verhältnisse hinweg, weil nach einem Anstieg auch immer wieder eine Abfahrt kommt. Betrachtet man die Tagesabschnitte einzeln, kann man sich eher ein Bild davon machen. Hier liste ich einmal die "langsamsten Tage" auf. Höhenmesser ist wieder i.O.
18.10.: 75 km, 6:35 Std. (10:30 Std.), 2.111 Hm, 11,4 km/h, (2.815 Hm/100 km)
24.10.: 92 km, 7:32 Std. (10:40 Std.), 2.040 Hm, 12,2 km/h, (2.217 Hm/100 km)
25.10.: 73 km, 6:24 Std. (11:45 Std.), 1.745 Hm, 11,4 km/h, (2.390 Hm/100 km)
26.10.: 70 km, 6:29 Std. (8:25 Std.),
1.385 Hm, 10,8 km/h, (1.979 Hm/100 km)

Statistik :
1.019 km (+ 47 km), 11.587 Hm, 63:12 Std. (91:25 Std.)
9 Tage, 2 Ruhetage, 1 Flugtag
114 km/Tag, 16,1 km/Std., 1.306 Hm/Tag, 1.143 Hm/100 km

Tourverlauf :
Flug Panama City (Tecumen) - Bogota - (wieder auf dem Fahrrad) Ibague - La Linea Pass (3.210 m) - Armenia (40) - Tulua (25) - entlang im Cauca -Tal bis Palmira - Cali - Popayan - Pasto - Grenze zu Ecuador (25) - Tulcan (35) (Ecuador) 
Fotos nach Ecuador