Donnerstag, März 15, 2007

Chile

Chile

Schotterstrasse vom Feinsten.
Samstag 16.12.2006 bis Dienstag 26.12.2006
(2. Weihnachtsfeiertag - hier kein Feiertag) 

Noch einige Bemerkungen zu der Fahrt ab Oruro, obwohl das z.T. noch in Bolivien war. Ich hatte die Tuecken des Schotters falsch eingeschaetzt und nicht mit so langsamem Vorwaertskommen gerechnet. Die Ortschaften sind nur aermliche Lehmdoerfer und man bekommt hoechstens etwas zu trinken, zu essen oder ein Mittagessen. Mit Uebernachten ist da nichts. So war meine ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet, am Abend genug Wasser und ein paar Broetchen zu haben, um mich ernaehren zu koennen (Haferflocken, Suppen und Brotbelag hatte ich im Gepaeck). Am letzten Tag war es dann ein bisschen kritisch - da ich glaubte schneller in den Genuss der Abfahrt aus 4.300 m Hoehe auf 1.200 m Hoehe (Huara) zu kommen - und ich musste, um nicht vor (von einem) Hunger(ast) vom Rad zu fallen, die "eiserne Reserve", eine grosse Buechse Kaffeesahne und trockene Haferflocken, zu mir nehmen - das half bis ich dann das erloesende Mittagessen in Tarapaca einnehmen konnte.
Drei Naechte im Zelt ist nichts Besonderes, aber es war nur sandiger, schmutziger Felsuntergrund, halt einmal in Quebe (Chile), waren es weiche Bergmossflechten und ein kleiner Bach in der Naehe (hab vorsichtshalber aber nur das Geschirr darin abgewaschen). In den Naechten war es kalt (ich fror aber nicht im Schlafsack) und als ich in Quebe mein Zelt am Morgen einpackte, lag Eis vom naechtlichen Regen auf dem Zelt.
Waschen war an diesen drei Tagen/Abenden Luxus. Und man war nicht nur "normal" dreckig, sondern die auf den Strassen fahrenden LKW´s und vorbeirasenden oder entgegenkommenden Busse wirbelten jedesmal eine Staubwolke auf, da konnte man nur noch die Augen schliessen, nach einigen Sekunden wieder oeffnen und sah auf seiner Haut weiteren Staub. Das ging drei Tage so und der Staub setzte sich dann an der Innnenseite der Sachen ab, die man in der Nacht anzog bzw. im Innenbezug des Schlafsacks.
So war ich froh, als ich in Huara ankam (wollte an diesem Tag eigentlich bis Iquique), ein schoenes Zimmer mieten und mich endlich richtig warm duschen und den Staub der letzten Tage von mir spuelen konnte.
Der naechste Tag (17.12.) war dann eine Erholung. Es ging nur ueber 75 km nach Iquique mit nochmals 1.200 m Hoehenunterschied. Die Fahrt nach Iquique hinunter war eine Augenweide (und ausgerechnet da hatte ich Probleme mit dem Fotoapparat und konnte diesen einmaligen Anblick einer am Meer liegenden Stadt von oben nicht im Bild festhalten - Kamera ist wieder i.O.). In Iquique liess ich dann dem Rad die gleiche Pflege angedeihen, wie mir in Huara. Es ist jetzt fit fuer die letzten .....tausend km.
Dass ich bei der Abfahrt den 20.000sten km gefahren bin, ist ja unten zu sehen.

Wo ich Weihnachten verbringe ? Ich weiss es noch nicht । Und wo meinen Geburtstag (ich hoffe, viele e-mails zu bekommen) - weiss ich auch noch nicht !



20.000 km
(17.12.2006, 13.00 Uhr, 18 km vor Iquique auf einer herrlichen Abfahrt)

In eigener Sache. 36. Hochzeitstag (Sonntag, 17. Dezember 2006)

Liebe Gisela, heute ist unser 36.Hochzeitstag und ich moechte dir hier in aller Oeffentlichkeit dafuer danken, dass du mich in all dieser Zeit ertragen hast.

Aber ich schreibe es vor allem hier, weil ich dir so unendlich dankbar bin fuer dein Verstaendnis, das du aufbringst, damit ich diese Tour durchfuehren kann, dafuer, dass ich meinen Traum verwirklichen kann. Ich weiss, es ist fast eine Zumutung, umso so mehr bewundere ich dich. Auch wenn du es vielleicht nicht verstehst, dass man so verrueckt sein kann, aber du hast es akzeptiert, auch wenn es fuer dich manche zusaetzliche Belastung brachte und bringt.
Ob ich dir das jemals "heimzahlen" kann ? Ich will es versuchen. Ich danke dir unendlich dafuer. DANKE !
Der kleine Blumengruss aus Chile zu unserem Hochzeitstag. Ich umarme dich !
Dein Peter


Wueste. Wieder "Fremd"fahren. Hilfe vom Tourismusbüro. Fernsehen

Drei Tage
von Iquique nach Antofagasta und immer nur Wueste. Doerfer dazwischen, das sind nur ein paar Holzhuetten. Aber Restaurants hat man schon, um gut Mittag zu essen. Ich zelte zwei Naechte, ehe ich in A. bin. Und dabei bin ich noch "fremd"gefahren. Ich wollte es unbedingt schaffen, Weihnachten in einer Stadt zu sein, von der aus man telefonieren kann, also musste ich heute die Etappe schaffen. Gegenwind was das Zeug haelt. Nach 2 Stunden war mir klar, dass es nichts wird. Es waren zwar noch drei Tage vor Heiligabend, aber da kamen ploetzlich zwei "Engel" in Gestalt von Kraftfahrern und luden mich in ihren Transporter fuer die letzten 100 Kilometer nach Antofagasta ein. Da kann man nicht ablehnen. Von A. nach Chañaral war das Terrain ebenso und der Wind und 420 km. Von A. ging es stetig aber ganz allmaehlich bergauf, "ploetzlich" war man auf 1.200 m und am naechsten Tag auf ueber 2.000 m. Hier lachte auch mal das Radfahrerherz - RUECKENWIND. Am 24.12. kaempfte ich, um Chañaral zu erreichen (das Christkind hatte dabei als besondere Ueberraschung noch einen steifen Gegenwind - bergab 13 km/h beim Fahren im Stehen - als "Geschenk" auf den letzten 20 km bereit) und 17.30 Uhr (in Deutschland 21.30 Uhr) hatte ich dann endlich die - wenn auch sehr teure - telefonische Weihnachtsverbindung nach Hause.
Die Strecke nach Copiapó war "nur" 170 km lang, aber da ich meine Luftpumpe vergessen hatte, nach 8 km noch einmal umkehrte, musste ich doch 1,5 Tage fahren, wobei wieder mal die Defekthexe 8 km vor Copiapó zuschlug (Glasspitter auf einem extra ausgewiesenem Radweg, den ich dann nicht mehr benutzte).
In Copiapó, das ich von meinem Aufenthalt 2003 gut kannte, hatte ich einen guten Draht zum Reisebuero. Sie halfen mir einige Faehr- und Busverbindungen fuer die Rueckfahrt herauszufinden. Heute Abend werden wir noch zusammensitzen, gemeinsam essen (und trinken).

Ach so, das chilenischen Fernsehen war auch da und ich musste ueber meine Tour (in englisch) berichten. So wird man "weltberuehmt".

Die naechsten Etappen fuehren mich erst noch weiter durch die Atacamawueste, die sich ueber den gesamten Norden Chiles erstreckt, nach Santiago der Chile, wo ich am 1. oder 2. Januar 2007 (schon wieder ein Jahr rum) sein moechte.


Freunde in Copiapo. "Fernsehstar". Silvester. Wieder hilfreiche Polizei
 
Mittwoch 27.12.2006 bis Dienstag 02.01.2007

Am Morgen des 27. geht es nach dem Zusammensein mit dem Tourismuschef von Copiapó ein bisschen spaeter weg (erst 9 Uhr) als sonst. Der 10 km lange Anstieg aus Copiapó wird im Schnitt von 11 km/h bewaeltigt. Dabei ueberhole ich ein Paerchen aus Japan, die auf der gleichen Strecke wie ich seit Mai 2005 unterwegs sind. Natuerlich ist ein Plausch angesagt und wir tauschen Erfahrungen aus, aber fuer die Weiterfahrt trennen wir uns wieder.
Die naechsten vier Naechte ist wieder mal Zelten aktuell, bei teilweise sehr schlechtem Untergrund, aber auch gutem festem Wuestensand. Es gibt keine anderen Uebernachtungsmoeglichkeiten. Genug Wasser und Brot sind die wichtigsten Nahrungsmittel, die man sich besorgen muss (und Benzin fuer den Kocher); andere Dinge (Wurst, Kaese, Marmelade, Butter) hat man im Gepaeck. Butter wird zwar am Tag sehr weich, doch in der relativen Kuehle der Nacht (7-15º C) erlangt sie wieder eine vernuenftige Konsistenz. Die vierte Nacht campiere ich auf einem Kraftfahrerstuetzpunkt und kann mich endlich mal wieder richtig waschen/duschen.
Am 28. sind es zwei Anstiege von 18 km und 15 km bei einer Hoehendifferenz von 1.214 m, die mich nerven.
Nach dem ersten Anstieg zwingt mich die Muedigkeit vom Rad zu steigen und erst mal 45 min zu schlafen. Nach dem zweiten Anstieg haelt ploetzlich ein Auto: " Ich hab sie gestern im Fernsehen gesehen, sie fahren doch nach Patagonien, ich fahre auch viel Rad". Kurze Unterhaltung und von seiner Frau ein paar Weihnachtskekse fuer mich (die ich am Abend genuesslich mit einer Tasse Kakao zu mir nehme).
Die gesamt Strecke vor Santiago ist vom staendigen Auf und Ab gekennzeichnet. Die Anstiege sind nicht sehr lang, aber an jedem Abend sind es auch ueber 1.000 Hm, die sich summiert haben.
Silvester verbringe ich in einer Kleinstadt (La Calera). Vorher geleitet mich die Polizei bzw. faehrt mich durch einen 2,6 km langen Tunnel, der fuer Radfahrer gesperrt ist. Ich spare so einen 400 m Anstieg !
Silvester ist wie ein normaler Wochentag, Geschaefte haben am Abend noch offen, nur von vier Hotels haben drei geschlossen. Bin ich froh, dann eines gefunden zu haben. Essen oder Feiern in einem Lokal - Fehlanzeige. Was bleibt mir uebrig. Ich kauf mir eine kleine Flasche guten Wein und Schokolade und feiere fuer mich allein. Kurz vor Mitternacht geh ich noch mal hinaus. Es ist nicht viel los. Ein paar Knaller, froehliche Menschen hier und da auf der Strasse und einge herrenlose Hunde. Eine Kirche hat geschlossen in der anderen begehen die Glaeubigen den Jahreswechsel auf ihre Weise. Mitternacht faehrt (das) ein(e) Polizeiauto durch die Stadt und kuendigt das Jahr 2007 durch Sondersignal an. Alle schauen ehrfuerchtig auf ein grosses mit Gluehbirnen installiertes Kreuz auf einem Berg. Das war Silvester in La Calera.
Neujahr - und das ist der Vorteil dieses Tages und auch von Silvester nachmittag - ist nicht viel los auf den Strassen und ich kann frei auf der Autobahn (fuer Radfahrer erlaubt - bei schoenem breiten Randstreifen) fahren.
In Santiago bekomme ich ein relativ preiswertes und nicht schlechtes Zimmer. Ich mach meinen Rueckflug perfekt und geniesse den Flair der Grossstadt.
Morgen geht es weiter nach Sueden. Bariloche in Argentinien ist der naechste Fixpunkt, dort werde ich im groessten (?) Schokoladengeschaeft der Welt meinen Geburtstag feiern und mich an Schokolade (hoffentlich nicht) ueberfressen.


Endlich mal >200 km. Verhinderter Thermenbesuch.
 
Mittwoch 03.01.2007 bis Donnerstag 11.01.2007

Am Mittwoch verlasse ich Santiago und kann nach ueber 22.000 km Training auf einer flachen Strecke mit Rueckenwind (ist keine Kunst) endlich meine erste (und wahrscheinlich einzige) Strecke ueber 200 km fahren. Dabei begleiten mich links (oestlich) die z.T. schneebedeckten Berge der Cordilleren (von den in Argentinien liegenden sind einige ueber 4.000 m). Die kleinen Baeche und Fluesse fuehren reichlich Wasser von der sommerlichen Schneeschmelze in den Bergen. Weite Strecken in Weinanbaugebieten und im Hintergrund wieder die Berglandschaft bestimmen die Fahrt am zweiten Tag nach Santiago. In Talca bewundere ich die modernen Universitaetsgebaeude in einer grosszuegigen Anlage vor und die herrlichen Parkanlagen in der Stadt. In einer Autobahnraststaette schenken mir Brasilianer spontan ein T-Shirt als sie von meiner Fahrt hoeren.

Der verhinderte Besuch eines Nationalparkes und eines Thermalbades
Auf der Karte hatte ich mir den Nationalpark Conguillio als Ziel ausgesucht. Ich wollte ihn durchfahren, aber wieder mal die Rechnung ohne die Schotterstrassen gemacht. Ein deutscher Wirt aus Berchtesgaden zeigte mir eine Abkuerzung, weil ich zu weit gefahren war, hab aber als ich mich eine halbe Stunde Rad schiebend bergauf geschunden hatte, beschliesse ich umzukehren und zurueck zur Autopiste zu fahren. Von dort aus wollte ich am naechsten Tag ein Thermalbad (laut Karte) aufsuchen. ABER, es war wieder ein Flopp, denn die Baeder lagen vom bezeichneten Ort weitab in den Bergen. Zum Glueck hatte ich das aber schon 25 km vorher in Villiarca erfragt und konnte den Tag noch mit einem herrlichen Bad im gleichnamigen See abschliessen.

Einladung auf eine Farm
Es rollte wieder ausgezeichnet und ich war am 9.1. gerade dabei zu ueberlegen, ob ich heute wieder einen langen "Kanten" fahre, denn es war noch frueh am Abend (es ist bis 22 Uhr hell) und Rueckenwind, als ein Auto hielt, mich nach dem "Wohin ?" fragte und mir dann anbot auf seine Farm zu kommen. Ich akzeptierte und nach der Wegbeschreibung nahm er mich dort nach 1 ½ Stunden in Empfang. Es folgte ein opulentes Abendmahl in einer 60 km weiter entfernten Gaststaette zusammen mit zwei US-amerikanischen Freunden aus der Finanzbranche, die am uebernaechsten Tag eine Vulkanbesteigung vornehmen wollen.
Warum mich Ion - so hiess er - einlud: er ist selbst ein begeisterter Radfahrer (hatte zu Hause zwei tolle Rennmaschinen stehen), da musste er einen so "verrueckten" Radfahrer einfach einladen. Er stammt aus England und ist vor 8 Jahren bei einem Segeltoern mit seiner Frau in Chile haengengeblieben, hat eine Farm gekauft und zuechtet heute Kuehe, Pferde und Schafe. Von seinen Bienen gab er mir ein grosses Glas Honig mit.
Ich wohnte bei ihm in einem tollen Ferienhaus ganz fuer mich allein.

Die Fahrt zur Grenze hat es am Donnerstag (11.1.) in sich. Mit 1.621 Hm, wobei 900 Hm nach der chilenischen Grenzkontrolle anfallen und sich die argentinische erst 42 km weiter befindet, ist sie eine der anstrengendsten. Aber schon auf der kurzen Bergabstrecke tauche ich - das kann ich gerade noch erkennen - ein in eine phantastische Felslandschaft ein. Es wird finster und es gibt an der Grenze keine Unterkunft. Was tun ? Halb 11 am Abend bin ich endlich auf einem Zeltplatz. Hilfreiche argentinische Camper helfen mir beim Zeltaufbau, sie sorgen auch fuer eine ausreichende Beleuchtung. Ich esse nur zwei Honigbroetchen und trinke Tee von ihnen, ehe ich todmuede im Schlafsack verschwinde und um 5 Uhr wieder aufwache.
Ich muss später noch zweimal nach Chile wechseln, wegen des etwas komplizierten Grenzverlaufes, der geographischen Gegebenheiten und meinem Tourplan (Rueckflug).


Statistik :
Chile: 3.416 km (+16 km), 17.393 Hm, 201:35 Std. (254:50 Std.)
24 Tage, 3 Ruhetage
142 km/Tag, 16,9 km/Std., 714 Hm/Tag, 509 Hm/100 km

Tourverlauf :
Pisiga (Bolivien)/Colchan (Chile) - Quebe - Huara (155) - Iquique (5,1) - Antofagasta (1, Kuestenstrasse) - Chanaral - Copiapó - Valenar - La Serena (5) - La Calera (Autopista 5; fuer Radfahrer erlaubt) - Santiago de Chile - Chillán - Victoria (5, Autopista) - Curacautin (89) - Manzanar - (zurueck nach) Curacautin - Lautaro - Freire (5) - Villarrica (119) - Loncoche - Los Lagos (5) - Malihue - (zurueck nach) Los Lagos - Osorno (5) - Anticura - Grenze (215) - San Carlos de Bariloche (Argentinien) (231)

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